Diclofenac Abwischen statt abwaschen
Ob ausgeschieden oder abgewaschen, Medikamente können jederzeit ins Trinkwasser geraten. Denn sie werden in den Kläranlagen nicht eliminiert. Eine besondere Rolle spielt dabei Diclofenac. Das nicht-steroidale Antiphlogistikum wird oral und topisch eingesetzt – mit oder ohne ärztliches Rezept. Die Zahl der Verordnungen für die orale Darreichungsform ist zwar rückläufig. Sie liegt aber allein in Hessen immer noch bei rund 17 kg Diclofenac im Jahr. Hinzu kommen etwa 2 kg für die dermale Anwendung als Salbe oder Gel, schreiben Prof. Dr. Ursel Heudorf vom MRE-Netz Rhein-Main in Frankfurt und Prof. Dr. Mona Abdel-Tawab von der Landesapothekerkammer Hessen.
Das oral eingenommene Diclofenac wird fast komplett metabolisiert und gelangt deshalb nur zu einem geringen Teil in das Abwasser. Kritisch ist die lokale Anwendung, wenn der Patient sich direkt nach der Applikation die Hände wäscht oder duscht, noch bevor der Wirkstoff resorbiert ist. Das passiert einer Umfrage zufolge in mehr als der Hälfte der Fälle.
Dabei gibt es eine einfache Abhilfe: Um eine Kontamination des Wassers zu vermeiden, empfehlen die Autorinnen, die Hände vor dem Waschen mit einem Papierhandtuch abzuwischen. Danach muss das Tuch in der Mitte gefaltet werden, damit der Wirkstoff an der Innenseite verbleibt. Die Entsorgung muss wie bei anderen Medikamentenresten über den Hausmüll erfolgen, nicht über die Toilette. Mit diesen einfachen Maßnahmen lässt sich der Eintrag von Diclofenac in das Wasser um bis zu zwei Drittel verringern. Ein weiteres Einsparpotenzial bietet der Verzicht auf den oft „präventiven“ Einsatz im Leistungs- und Breitensport.
Röntgenkontrastmittel kaum biologisch abbaubar
Auch Antibiotikarückstände (z.B. von Sulfonamiden) lassen sich in manchen Fällen im Grundwasser nachweisen. Ihre Konzentration liegt hessischen Beobachtungen zufolge aber unterhalb des empfohlenen Grenzwerts. Das Hauptproblem bei den Antibiotika ist die Entwicklung resistenter Erreger. Ein sorgsamer Einsatz bei Menschen und Tieren kann vorbeugend wirken. Das wird in der Praxis bereits umgesetzt, wie rückläufige Verordnungszahlen für Penicilline, Cephalosporine und Fluorchinolone zeigen.
Ein noch ungelöstes Problem stellen die Röntgenkontrastmittel dar, deren Rückstände im Abwasser kaum biologisch abbaubar sind. Möglichkeiten zu einer Reduktion des Eintrags werden derzeit erforscht.
Quelle: Heudorf U, Abdel-Tawab M. HÄBL 2022; 11: 620-623