Aufruf zu mehr Kinder- und Jugendschutz Ärzte warnen vor schweren gesundheitlichen Folgen von Energydrinks
Der Kinderkardiologe Prof. Dr. Nikolaus Haas, Direktor der Klinik für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum der Universität München, sagte es sei möglich, dass Energydrinks bei Kindern und Jugendlichen als eine Art Einstiegsdroge für andere Drogen wie Alkohol, Cannabis und härteren Substanzen wirken. Außerdem sei bekannt, dass der Konsum von Energydrinks zu aggressivem Verhalten und Schlafstörungen führen könnte.
Grundlage des Fachgesprächs war die Empfehlung des Bürgerrates „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“, eine Altersgrenze bei Energydrinks einzuführen. Die Gesundheitsschäden und das Suchtpotential seien ähnlich gravierend wie bei Zigaretten und Alkohol, hatte der Bürgerrat argumentiert. Für eine Altersgrenze ab 16 Jahren spricht nach Ansicht des Gremiums, dass Wein und Bier auch ab 16 Jahren erlaubt seien.
Energydrink-Marketing zielt auf Kinder und Jugendliche
Die Lebensmittelchemikerin Christina Rempe erläuterte, dass die Produktaufmachung und das Marketing von Energydrinks nicht erkennen lassen würden, dass es sich um sich um Produkte handele, die für Kinder und Jugendliche gesundheitlich problematisch sein könnten. Laut foodwatch hat sich der Absatz der Drinks in den letzten sechs Jahren fast verdoppelt. Testkäufe belegten, dass auch Elfjährige problemlos diese Drinks hätten kaufen können.
Lebensmittelchemikerin Prof. Dr. Tanja Schwerdtle vom Bundesinstitut für Risikobewertung erklärte, dass bereits bei einem Verzehr von zwei 250-Milliliter-Dosen Energydrinks am Tag die Grenze einer unbedenklichen Koffeinaufnahme überschritten werde. Es sei jedoch bekannt, dass Kinder und Jugendliche häufig größere Mengen konsumieren würden. Ergebnisse einer Studie zu einem chronisch hohen Konsum von Energydrinks würden 2025 erwartet.
Kaffee und Tee als Quellen der hohen Koffeinaufnahme von Kindern und Jugendlichen
Andreas Kadi von Energy Drinks Europe fand dagegen, dass Energydrinks auf europäischer und nationaler Ebene umfassend und ausreichend reguliert seien. Es werde auf den erhöhten Koffeingehalt hingewiesen und gewarnt, dass die Drinks für Kinder, Schwangere und Stillende nicht empfohlen seien. Trotz vergleichbaren Koffeingehalts gebe es solche Verpflichtungen für Kaffee- oder Teegetränke nicht. In Deutschland seien sogar Höchstwerte für charakteristische Zutaten von Energydrinks festgelegt. Energydrinks seien sicher, sagte Kadi sie würden von Jugendlichen auch nicht übermäßig konsumiert.
Auch Detlef Groß von der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke zitierte aus Angaben des Robert Koch-Instituts, wonach der Konsum von Energydrinks bei Kindern keine nennenswerte Rolle spiele. Bei Jugendlichen stünden Kaffee, Teegetränke und koffeinhaltige Getränke im Vordergrund.
Quelle: Bundestag-Nachrichtendienst