Akupunkturverfahren bei Krebspatienten mit chronischen muskuloskelettalen Beschwerden
Viele Krebsüberlebende leiden unter chronischen muskuloskelettalen Schmerzen. Angesichts des unangemessen hohen generellen Opioidkonsums (Opioidkrise) in den USA gingen Dr. Jun Mao vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York und Kollegen der Frage nach, welche nicht-medikamentösen Alternativen den Betroffenen helfen können.
Sie behandelten 288 von 360 Krebspatienten (70 % Frauen, Durchschnittsalter 62 Jahre), welche aktuell tumorfrei waren und seit mindestens drei Monaten unter muskuloskelettalen Schmerzen litten, über einen Zeitraum von zehn Wochen einmal wöchentlich mit Elektroakupunktur (n = 145) oder konventioneller Ohr-Akupunktur (n = 143). Die 72 Kontrollen erhielten die übliche Betreuung.
Bei der Elektroakupunktur wurden vier Akupunkturpunkte nahe des Schmerzareals sowie mindestens vier weitere individuell gewählte Punkte in anderen Körperregionen mit Nadeln versehen und elektrisch stimuliert. Der elektrische Reiz verstärkt die endogene Opiatfreisetzung, erläutern die Wissenschaftler. Bei der aurikulären Akupunkturtechnik applizierten die Behandler Nadeln für drei bis vier Tage an fest definierten Punkten an beiden Ohren der Patienten.
Die mittels der „Brief Pain Inventory“- Schmerzskala (0–10) objektivierte Schmerzintensität lag zu Studienbeginn durchschnittlich bei 5,2 Punkten. Beide Akupunkturverfahren besserten die schmerzbedingte Funktionalität und Lebensqualität und senkten den Analgetikabedarf. Zwölf Wochen später zeigte sich in der Elektroakupunktur-Gruppe im Vergleich zu den Kontrollen eine signifikante Schmerzreduktion um 1,9 Punkte. Die konventionelle Ohr-Akupunktur linderte die Beschwerdeintensität zwar ebenfalls signifikant um 1,6 Punkte. Dass die konventionelle Variante der Elektrostimulation nicht unterlegen war, ließ sich nicht bestätigen.
Mehr Abbrüche bei konventioneller Methode
Sowohl die Elektroakupunktur als auch die konventionelle Ohr-Akupunktur lindern chronische Schmerzen von Krebspatienten effektiv, so das Fazit der Experten. Die Ohr-Akupunktur verursachte allerdings häufiger Nebenwirkungen und signifikant mehr Patienten beendeten deshalb die Behandlung.
Quelle: Mao JJ et al. JAMA Oncol 2021; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.0310