Akute schlaffe Myelitis: Neue Beweise für Enteroviren als Auslöser
In den meisten Fällen tritt eine akute schlaffe Myelitis nach Atemwegsinfektionen oder fiebrigen Erkrankungen auf. Auch korreliert die Zahl an kursierenden Enteroviren mit der Inzidenz der polioähnlichen Erkrankung. Ein Zusammenhang scheint also plausibel, zumal die Viren oftmals in respiratorischen und Stuhlproben von betroffenen Kindern gefunden werden.
Skeptiker betonen jedoch, dass sich Enteroviren bisher nicht in der Zerebrospinalflüssigkeit Erkrankter nachweisen ließen. Und wie kann es zu den typischen Lähmungen kommen, ohne dass der Erreger im zentralen Nervensystem auffindbar ist?
Eine US-amerikanische Forschergruppe suchte mit dem sogenannten VirScan – der Daten von 3000 Viren enthält, die Wirbeltiere, Moskitos und Zecken befallen – im Liquor cerebrospinalis von 42 Kindern mit akuter schlaffer Myelitis nach dem Auslöser. Als Kontrollgruppe untersuchten sie 58 Kinder mit anderen neurologischen Leiden.
Viren im Liquor als indirekter Beweis
Fast 70 % der Myelitisgruppe wiesen Antikörper gegen Oberflächenproteine der Enteroviren auf – aber keine gegen andere in der Datenbank enthaltene Erreger. In der Kontrolle war dies nur bei 7 % der Fall. Laut den Autoren kann dies als indirekter Beweis für eine kausale Rolle der Viren gelten. Darauf aufbauend wollen die Forscher nun herausfinden, warum der häufig auftretende Erreger lediglich in weniger als 1 % die schwere Infektion auslöst und warum ausschließlich Kinder betroffen sind.
Quelle: Pressemitteilung – University of California San Francisco