Darmkrebsvorsorge Alte in den Fokus, Junge außen vor

DGIM 2024 Autor: Nina Arndt

In Sachen Darmkrebsvorsorge muss noch eine höhere Teilnehmerrate erzielt werden. In Sachen Darmkrebsvorsorge muss noch eine höhere Teilnehmerrate erzielt werden. © Steffen Kögler – stock.adobe.com

Etwa 55.000 Menschen erkranken hierzulande an Darmkrebs, rund 24.000 sterben daran. Zudem sind immer mehr Jüngere betroffen. Bald findet daher die Konsensuskonferenz für die neue S3-Leitlinie statt. Was könnte sich ändern, was bleibt?

Etwa 55.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Darmkrebs. Die Hälfte der Fälle entdeckt man erst in einem prognostisch schlechteren Stadium, nämlich III und IV. Die neue S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom wird daher auch Neuigkeiten in Bezug auf das Screening enthalten. PD Dr. Christian Pox vom Krankenhaus St. Joseph-Stift, Bremen, gab seine Einschätzung, was sich ändern könnte. 

Unter den Vorsorgemethoden hat die Koloskopie nach wie vor die höchste Spezifität und Sensitivität für Neoplasien. „Das wird auch in der Leitlinie stehen“, so Dr. Pox. Als Alternative dazu stehen FIT (fecal immunochemical tests) und die Sigmoidoskopie zur Verfügung. Andere Verfahren wie der DNA-Bluttest, der genetische Stuhltest oder die Kapselendoskopie sollten nicht eingesetzt werden, merkte er an. 

Nach einer Koloskopie ohne Befund muss die Zweituntersuchung erst zehn Jahre später wiederholt werden. Dazu gibt es auch gute Daten, erklärte Dr. Pox. Eine Kohortenstudie aus Deutschland ergab, dass bei Menschen ≥ 65 Jahren eine Rekoloskopie nach zehn Jahren das Karzinomrisiko um 75 bis 85 % senkt. Die Ergebnisse für längere Intervalle fielen ähnlich aus – möglicherweise könnte man diesen Zeitraum etwas ausdehnen.

Da immer mehr unter 50-Jährige an Darmkrebs erkranken, sollte ein früheres Screening überdacht werden. Damit ließen sich die Inzidenz sowie die Mortalität senken, doch es wären deutlich mehr finanzielle und personelle Ressourcen nötig, wie verschiedene Studien zeigten. Die Vorsorge mit 45 Jahren anstatt mit 50 Jahren könnte einige Karzinom- und Todesfälle verhindern. Allerdings wären für 1.000 Menschen etwa 758 zusätzliche Koloskopien nötig, so die Schätzungen eines Forscherteams aus den USA. Erreiche man diejenigen, die mit 55 Jahren noch nicht koloskopiert wurden, so ließen sich mehr Karzinome und Todesfälle vermeiden und die Kosten wären um fast zwei Drittel geringer. 

Die Daten zeigen, dass eine höhere Teilnehmerrate effektiver ist als ein früherer Screening-Beginn. Es sind zwar zunehmend Jüngere betroffen, doch es bleibt ein Problem der über 50-Jährigen, so Dr. Pox. Die Empfehlung für Personen mit einem durchschnittlichen Karzinomrisiko würde wohl bei 50 Jahren bleiben. Entscheidend sei es, mehr Menschen zu erreichen, so sein Fazit. Einschränkend merkte er an, dass die Ergebnisse der Konsensuskonferenz zur Leitlinie abzuwarten bleiben.

Quelle: Kongressbericht