Deutschland Quo vadis, Darmkrebsvorsorge?

Autor: Kathrin Strobel

Bezüglich der Einladungen zur Darmkrebsvorsorge bedarf es einer Überarbeitung - nicht mehr als ein Viertel der Versicherten nehmen dieses Angebot aktuell wahr. Bezüglich der Einladungen zur Darmkrebsvorsorge bedarf es einer Überarbeitung - nicht mehr als ein Viertel der Versicherten nehmen dieses Angebot aktuell wahr. © Kzenon – stock.adobe.com

Das Einladungsverfahren ändern, die Koloskopiequalität verbessern, die Kontrollintervalle anpassen – Ansätze dafür, wie sich die Darmkrebsvorsorge in Deutschland optimieren ließe, gibt es einige.

Mit rund 66.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das kolorektale Karzinom die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Vorsorgekoloskopie wird ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Sie verhindert das Auftreten von Darmkrebs und reduziert die Mortalität.

Allerdings wird sie nur von maximal einem Viertel der Versicherten in Anspruch genommen, erklärte Prof. Dr. Julia­ Mayerle­, Medizinische Klinik II am LMU Klinikum München. Es bedürfe daher dringend einer Überarbeitung des Einladungssystems. Momentan besteht das Einladungsschreiben aus 18 Seiten und ist damit eher abschreckend als motivierend, so Prof. Mayerle. Zudem sei der Inhalt für medizinische Laien zu anspruchsvoll und die Vorteile des Screenings würden nicht klar herausgestellt. Auch ein Erinnerungssystem gibt es bislang nicht. Derzeit werden die für das Einladungssystem genutzten Materialien überarbeitet.

Doch ob eine Reform des Einladungssystems reichen wird, ist fraglich. Denn um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken und die Darmkrebsrate konstant zu halten, müsste die Akzeptanz um 200 % steigen, erklärte die Referentin. Ein weiterer Weg zur Senkung der Inzidenz kann eine risikoadaptierte Vorsorgestrategie sein. Registerdaten aus Deutschland weisen darauf hin, dass insbesondere bei jungen Frauen das Kontrollintervall nach einer negativen Screeningkoloskopie risikoadaptiert verlängert werden kann – und zwar auf über zehn, ggf. sogar 15 Jahre. 

Durch den Einsatz sogenannter Computer-Aided-Detection-Systeme, also Programme auf Basis von künstlicher Intelligenz, halbiert sich die Rate an übersehenen Polypen bei der Darmspiegelung, so die Kollegin. Damit lasse sich die Anzahl der Verlaufskoloskopien um > 25 % reduzieren, sofern die Spiegelung von einem erfahrenen Kollegen durchgeführt wird.

Quelle: 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin