Proktologische OP Ambulant gelten abgespeckte Anforderungen
Proktologische Operationen sind grundsätzlich kontaminiert, dennoch ist das Risiko für postoperative Wundinfektionen gering, betonte Prof. Dr. Volker Kahlke von der Proktologischen Praxis Kiel. Daher können diese Eingriffe in modifizierten Räumen durchgeführt werden, die nicht in einer OP-Abteilung liegen müssen.
Für ambulante OP sind die Anforderungen an die Räume und die Schutzmaßnahmen für das Personal abgespeckt. Es genügt ein ausreichend großer, abgeschlossener Raum, eine raumlufttechnische Anlage ist verzichtbar. Die Lüftung über Fenster reicht, vorausgesetzt, alle haben lückenlose Insektengitter. Jegliche Oberflächen müssen leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein.
Die Schutzmaßnahmen enthalten altbekannte Grundsätze für das Personal, d.h.:
- keine künstlichen und/oder gegelten Fingernägel tragen
- bei Dienstbeginn Schmuckstücke an Händen und Unterarmen ablegen
- lange Haare zusammenbinden
- zweckmäßige Dienst-/OP-Kleidung tragen
Ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) wird generell empfohlen, eine Maskenpflicht besteht aber nicht. Bei Aerosolbildung raten die Experten zu FFP2- oder FFP3-Masken. „Zum Glück muss man nach der COVID19-Pandemie nicht mehr viel zu MNS, FFP2- und FFP3-Masken erklären“, sagte Prof. Kahlke.
Das Tragen von Schutzkitteln, Haarschutz und MSN sowie das Ausmaß der Sterilabdeckung und die Art der Personalbekleidung kann nach Art der Operation und der Größe des OP-Felds bedarfsgerecht angepasst werden. So tragen die von Prof. Kahlke in seiner Praxis operierten Patienten nicht unbedingt Beinlinge, wichtig ist ihm aber ein Spritzschutz. Und während er in der Klinik einen Haarschutz trägt, verzichtet er in seiner Praxis darauf.
Alle operativ verwendeten Instrumente müssen steril sein. Die Aufbereitung von Instrumenten soll nach den Vorgaben der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) erfolgen. Problematisch kann es sein, wenn die Hersteller bei semikritischen Instrumenten keine Angaben zur validierten Aufbereitung machen, wie das laut Prof. Kahlke bei einer neuen Generation von Ultraschallsonden vorgekommen ist. Semikritische Produkte kommen nur mit Schleimhaut oder krankhaft veränderter Haut in Kontakt, während kritische die Haut oder Schleimhaut durchdringen. Grundsätzlich besteht für die Hersteller aber die Verpflichtung, die Aufbereitung zu beschreiben.
Der neue Hygieneleitfaden ist ein pragmatisches, gutes Werk für die tägliche Anwendung in der Proktologie, betonte Prof. Kahlke. Alle Empfehlungen gehen mit den Vorgaben von Robert Koch-Institut und KRINKO konform. Wie bei Leitlinien handelt es sich bei den beschriebenen Empfehlungen nicht um verpflichtende Regeln. „Aber wir können uns damit sicher fühlen“, sagte Prof. Kahlke und ergänzte: „Wenn ich etwas anders mache, sollte ich gute Gründe dafür haben.“
Quelle: 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress