CEA und ctDNA Beide Biomarker sind beim Kolonkarzinom prognostisch und prädiktiv relevant

WCGC 2023 Autor: Friederike Klein

Aus der französischen Registerstudie IDEA    resultierte ein neuer Ansatz zur Prognoseabschätzung von Kolonkarzinom- Patient:innen.
Aus der französischen Registerstudie IDEA resultierte ein neuer Ansatz zur Prognoseabschätzung von Kolonkarzinom- Patient:innen. © Tom – stock.adobe.com

Im Rahmen der französischen Registerstudie IDEA untersuchten Forschende unter anderem die optimale Dauer der adjuvanten Chemotherapie für Erkrankte mit Kolonkarzinom im Stadium III. Jetzt resultierte daraus auch ein neuer Ansatz zur Prognoseabschätzung.

Das Stadium eines Kolonkarzinoms scheint für die Dauer der adjuvanten Therapie eine entscheidende Rolle zu spielen: Wissenschaftler:innen demonstrierten in der IDEA-Studie, dass eine dreimonatige Behandlung mit CAPOX* für Tumoren mit T1-3/N1 ausreichend sein könnte, während im Falle von T4- und N2-Karzinomen eine sechsmonatige Gabe von FOLFOX** oder CAPOX notwendig ist, berichtete Dr. ­Thomas ­Samaille vom Saint-Antoine-Hospital der Sorbonne-Universität in Paris. Er stellte die Ergebnisse einer Post-hoc-Analyse der Studie vor, in der die Kolleg:innen prüften, ob neben T- und N-Status auch Biomarker wie das carcinoembryonale Antigen (CEA) oder die zirkulierende Tumor-DNA (­ctDNA) eine Rolle spielen. 

Wichtige Prognosefaktoren

Die Autor:innen beobachteten eine nicht-lineare Abhängigkeit von CEA-Wert und krankheitsfreiem Überleben (DFS), erläutere Dr.­ ­Samaille. Anhand der Kurve ergab sich ein möglicher Schwellenwert des postoperativen CEA von 2 ng/ml. Erkrankte mit höheren Werten hatten ein um 74 % erhöhtes Risiko für Progress oder Tod im Vergleich zu denjenigen mit CEA-Werten < 2 ng/l (HR 1,74; 95%-KI 1,33–2,28; p < 0,001).

Erhebung von CEA- und ctDNA-Werten

Die CEA-Werte waren im Rahmen einer Kontrolle vier Wochen nach Operation erhoben worden, die ctDNA-Analysen zu unterschiedlichen postoperativen Zeitpunkten. Von insgesamt 2.010 Patient:innen im IDEA-Register wiesen 696 CEA-Werte nach OP auf und für 406 war eine ctDNA-Analyse dokumentiert. 

Der Nachweis von ctDNA stellte sich in der multivariaten Analyse als ein von CEA unabhängiger Risikofaktor für das DFS heraus, ergänzte Dr. ­Samaille. Die Risikoerhöhung gegenüber ctDNA-negativen Patient:innen betrug hier 88 % (HR 1,88; 95%-KI 1,16–3,05; p = 0,01). Der pathologische TN-Befund erreichte ähnliche Werte mit einer HR von 1,76 (95%-KI 1,23–2,51; p = 0,002). 

Das DFS fiel im Falle von niedrigen CEA-Werten (< 2 ng/l) und fehlendem ctDNA-Nachweis am günstigsten aus und wurde in einem neuen Prognose-Modell mit einem Wert von 0 eingestuft. Bei positivem ctDNA-Test oder CEA ≥ 2 ng/l war die Prognose deutlich schlechter (Score: 1). Das ungünstigste DFS ergab sich, wenn beide Risikoparameter zusammen kamen (CEA ≥ 2 ng/l und ctDNA-positiv; Score: 2). Dann erhöhte sich das DFS-Risiko um das 3,6-Fache gegenüber der Gruppe 0.

Dr. ­Samaille schlug vor, die Prognose von Patient:innen mit Kolonkarzinom anhand dieses Scores einzuteilen und die intermediäre Gruppe (Score 1) im Falle von pT1-3/N1 dem niedrigeren und bei pT4 oder N2 dem höheren Risiko zuzuordnen. In der IDEA-Kohorte verbesserte sich so die prognostische Vorhersage gegenüber der bisherigen pTN-Prognoseabschätzung. In der neuen Niedrigrisikogruppe war das DFS mit einer dreimonatigen CAPOX-Therapie genauso gut wie mit sechsmonatiger FOLFOX- oder CAPOX-Behandlung, während die Patient:innen der höheren Risikokategorie klar von der sechsmonatigen Chemotherapie profitierten.

Vor einem breiten Einsatz dieser Klassifikation müssen diese Ergebnisse allerdings zunächst in anderen Kohorten validiert werden. 

*    Capecitabin plus Oxaliplatin
**    Folinsäure, 5-Fluorouracil und Oxaliplatin

Quelle:
Samaille T et al. 25. World Congress on Gastrointestinal Cancer 2023; Abstract SO-17