CEA und ctDNA Beide Biomarker sind beim Kolonkarzinom prognostisch und prädiktiv relevant
Das Stadium eines Kolonkarzinoms scheint für die Dauer der adjuvanten Therapie eine entscheidende Rolle zu spielen: Wissenschaftler:innen demonstrierten in der IDEA-Studie, dass eine dreimonatige Behandlung mit CAPOX* für Tumoren mit T1-3/N1 ausreichend sein könnte, während im Falle von T4- und N2-Karzinomen eine sechsmonatige Gabe von FOLFOX** oder CAPOX notwendig ist, berichtete Dr. Thomas Samaille vom Saint-Antoine-Hospital der Sorbonne-Universität in Paris. Er stellte die Ergebnisse einer Post-hoc-Analyse der Studie vor, in der die Kolleg:innen prüften, ob neben T- und N-Status auch Biomarker wie das carcinoembryonale Antigen (CEA) oder die zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) eine Rolle spielen.
Wichtige Prognosefaktoren
Die Autor:innen beobachteten eine nicht-lineare Abhängigkeit von CEA-Wert und krankheitsfreiem Überleben (DFS), erläutere Dr. Samaille. Anhand der Kurve ergab sich ein möglicher Schwellenwert des postoperativen CEA von 2 ng/ml. Erkrankte mit höheren Werten hatten ein um 74 % erhöhtes Risiko für Progress oder Tod im Vergleich zu denjenigen mit CEA-Werten < 2 ng/l (HR 1,74; 95%-KI 1,33–2,28; p < 0,001).
Erhebung von CEA- und ctDNA-Werten
Die CEA-Werte waren im Rahmen einer Kontrolle vier Wochen nach Operation erhoben worden, die ctDNA-Analysen zu unterschiedlichen postoperativen Zeitpunkten. Von insgesamt 2.010 Patient:innen im IDEA-Register wiesen 696 CEA-Werte nach OP auf und für 406 war eine ctDNA-Analyse dokumentiert.
Der Nachweis von ctDNA stellte sich in der multivariaten Analyse als ein von CEA unabhängiger Risikofaktor für das DFS heraus, ergänzte Dr. Samaille. Die Risikoerhöhung gegenüber ctDNA-negativen Patient:innen betrug hier 88 % (HR 1,88; 95%-KI 1,16–3,05; p = 0,01). Der pathologische TN-Befund erreichte ähnliche Werte mit einer HR von 1,76 (95%-KI 1,23–2,51; p = 0,002).
Das DFS fiel im Falle von niedrigen CEA-Werten (< 2 ng/l) und fehlendem ctDNA-Nachweis am günstigsten aus und wurde in einem neuen Prognose-Modell mit einem Wert von 0 eingestuft. Bei positivem ctDNA-Test oder CEA ≥ 2 ng/l war die Prognose deutlich schlechter (Score: 1). Das ungünstigste DFS ergab sich, wenn beide Risikoparameter zusammen kamen (CEA ≥ 2 ng/l und ctDNA-positiv; Score: 2). Dann erhöhte sich das DFS-Risiko um das 3,6-Fache gegenüber der Gruppe 0.
Dr. Samaille schlug vor, die Prognose von Patient:innen mit Kolonkarzinom anhand dieses Scores einzuteilen und die intermediäre Gruppe (Score 1) im Falle von pT1-3/N1 dem niedrigeren und bei pT4 oder N2 dem höheren Risiko zuzuordnen. In der IDEA-Kohorte verbesserte sich so die prognostische Vorhersage gegenüber der bisherigen pTN-Prognoseabschätzung. In der neuen Niedrigrisikogruppe war das DFS mit einer dreimonatigen CAPOX-Therapie genauso gut wie mit sechsmonatiger FOLFOX- oder CAPOX-Behandlung, während die Patient:innen der höheren Risikokategorie klar von der sechsmonatigen Chemotherapie profitierten.
Vor einem breiten Einsatz dieser Klassifikation müssen diese Ergebnisse allerdings zunächst in anderen Kohorten validiert werden.
* Capecitabin plus Oxaliplatin
** Folinsäure, 5-Fluorouracil und Oxaliplatin
Quelle:
Samaille T et al. 25. World Congress on Gastrointestinal Cancer 2023; Abstract SO-17