Antidepressiva: Therapie macht vor allem im 2. und 3. Jahr dick
Dass Antidepressiva die Pfunde steigen lassen, wurde bisher nur für das stationäre Setting gezeigt, schreiben Forscher um Dr. Rafael Gafoor von der School of Population Health and Environmental Sciences am King’s College in London. Doch wie schaut es auf lange Sicht aus? Diese Wissenslücke schließen sie nun durch die Behandlungsdaten von mehr als 290 000 Briten. 13 % der Männer und ca. 22 % der Frauen nahmen zu Studienanfang Antidepressiva ein.
Und tatsächlich erhöhte die Gabe das Risiko für eine mindestens 5%ige Gewichtszunahme um 21 %. Dies entsprach einer Number needed to harm von 59 – wenn man von einer Kausalität ausgeht. Dabei stiegen die Kilos mit dem Ausgangs-BMI. So betrug die Wahscheinlichkeit bei normalem BMI 13,9 %, bei einem BMI > 45 bereits 26,5 %.
Die stärkste Risikoerhöhung ergab sich während des zweiten und dritten Behandlungsjahrs, ab dem siebten existierte kein Zusammenhang mehr. Sowohl innerhalb als auch zwischen den verschiedenen Substanzklassen bestanden erhebliche Unterschiede. Die stärksten Auswirkungen ergaben sich unter Mirtazapin.
Ob es sich bei den beobachteten Assoziationen tatsächlich um kausale Zusammenhänge handelt, ist unklar, schließen die Autoren. Sie empfehlen Kollegen, bei ihren Patienten ein Auge auf das Gewichtsmanagement zu haben.
Quelle: Gafoor R et al. BMJ 2018; 361: k1951