Long-COVID-artige Symptome Auch an andere Ursachen denken
Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Aufmerksamkeitsprobleme: Viele Menschen klagen nach einer SARS-CoV-2-Infektion über anhaltende Beschwerden. Die Diagnose „Long-COVID“ sollte allerdings nicht voreilig gestellt werden, meinen Forscher um Dr. Joane Matta vom Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale in Paris: Vermutlich liegen den Symptomen in einem erheblichen Anteil der Fälle andere Ursachen zugrunde. Die Wissenschaftler untersuchten mithilfe einer Querschnittsstudie, ob ein statistisch relevanter Zusammenhang zwischen der Annahme, an COVID-19 erkrankt gewesen zu sein, oder einer bestätigten Infektion und Langzeitbeschwerden besteht. Zwischen Dezember 2020 und Januar 2021 fragten sie 26.823 Erwachsene, ob sie glaubten, seit März 2020 die Infektion durchgemacht zu haben (mit oder ohne Bestätigung). Zusätzlich wurde erfasst, wie viele Teilnehmer während der vorangegangenen vier Wochen an länger als acht Wochen andauernden Beschwerden (z.B. Schlaf- oder Konzentrationsstörungen, muskuloskelettale Schmerzen, Fatigue, Husten, Anosmie) gelitten hatten. Alle Probanden waren ferner vorab serologisch auf das Vorliegen von Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern untersucht worden.
Bestätigte Coronainfektionen korrelierten nur mit anhaltender Anosmie
Diejenigen Personen, die von einer durchgemachten Coronavirusinfektion ausgingen, berichteten überproportional häufig über persistierende Symptome. Ein signifikanter Zusammenhang bestand dabei für 16 der 18 abgefragten Beschwerdekategorien. Die laborbestätigte Infektion korrelierte dagegen lediglich mit der persistierenden Anosmie.
Das Coronavirus kann die Wahrnehmung verzerren, warnen die Experten. Anhaltende Beschwerden nach einer Infektion dürfen nicht unreflektiert auf das Virus zurückgeführt werden. Um andere Ursachen nicht zu übersehen, empfehlen sie eine umfassende Abklärung der betroffenen Patienten.
Quelle: Matta J et al. JAMA Intern Med 2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.6454