Herzkatheter und Bypass Auch über 75-Jährige mit ACS ohne ST-Hebung profitieren von einer Intervention

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Ältere Menschen mit einem akuten Koronarsyndrom ohne ST-Hebung erhalten seltener eine invasive Therapie als jüngere. Ältere Menschen mit einem akuten Koronarsyndrom ohne ST-Hebung erhalten seltener eine invasive Therapie als jüngere. © Nadiia - stock.adobe.com

Eine Metaanalyse hat gezeigt, dass Patientinnen und Patienten über 75 Jahre mit NSTE-ACS von invasiven Therapien profitieren. Das Alter allein sollte keine Barriere sein, ein Katheterintervention oder Bypass-OP durchzuführen.

Ältere Menschen mit einem akuten Koronarsyndrom ohne ST-Hebung erhalten seltener eine invasive Therapie als jüngere. Offenbar zu Unrecht, wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt. Die Unterrepräsentation dieser Patientengruppe in Studien bleibt jedoch ein Problem.

Sowohl die amerikanischen als auch die europäischen Leitlinien empfehlen über alle Altersklassen hinweg eine ähnliche Strategie, wenn es um die Behandlung eines akuten Koronarsyndroms ohne ST-Strecken-Hebung (NSTE-ACS) geht. Doch im Alltag wird bei Älteren nur zögerlich eine invasive Therapie verfolgt. Die Patientinnen und Patienten sind mitunter gebrechlicher und weisen einen komplizierteren Krankheitsverlauf auf.

In einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse hat sich ein Team um Dr. Amit Rout von der Abteilung für Kardiologie der Universität von Louisville das Outcome bei über 75-jährigen Personen mit NSTE-ACS genauer angeschaut. Verglichen wurde ein invasiver Ansatz – definiert als perkutane Koronarintervention oder Bypass-OP – mit einem konservativen (definiert als medikamentöse Behandlung oder selektive invasive Intervention).

Zur Auswertung kamen neun randomisierte Studien mit insgesamt 2.429 Patientinnen und Patienten. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 21 Monate. In der invasiv behandelten Gruppe (n = 1.228) fiel das Risiko für den zusammengesetzten Endpunkt Tod und Myokardinfarkt signifikant geringer aus als in der Kontrollgruppe (n = 1.201; Odds Ratio, OR 0,67). Signifikante Vorteile zeigten sich auch bei den Endpunkten Herzinfarkt (OR 0,56) und nachträgliche Revaskularisierung (OR 0,27). Keinen relevanten Unterschied gab es in Bezug auf Todesfälle insgesamt (OR 0,84), kardiovaskulären Tod (OR 0,85), Schlaganfälle (OR 0,74) und schwerwiegende Blutungen (OR 1,24).

Dem Autorenteam zufolge sollte das Alter alleine kein Kriterium sein, um Erwachsene von Revaskularisierungsstrategien auszuschließen. Vielmehr brauche es eine differenziertere geriatrische und kardiovaskuläre Beurteilungen. Zudem müsse man Patientinnen und Patienten mit einer höheren Belastung durch geriatrische Erkrankungen in Studien mehr berücksichtigen, um die Verallgemeinerbarkeit von Ergebnissen zu verbessern. Mit der britischen SENIOR-RITA-Studie läuft derzeit bereits eine Untersuchung, die invasive und konservative Strategien speziell bei NSTE-ACS-Betroffenen über 75 Jahre vergleicht. 

Quelle: Rout A et al. J Am Heart Assoc 2024; 13: e036151; doi: 10.1161/JAHA.124.036151