Duale Plättchenhemmung Auf dem neuesten Stent

Autor: Elke Engels

Bei neueren Stents fällt die Exposition des Metalls gegenüber Thrombozyten und Fibrin geringer aus. Bei neueren Stents fällt die Exposition des Metalls gegenüber Thrombozyten und Fibrin geringer aus. © iStock/Jan-Otto

Um eine Thrombose im modernen Koronarstent zu vermeiden, braucht man wohl keine monatelange duale Plättchenhemmung. Vier Wochen scheinen zu genügen.

Medikamentenfreisetzende Stents können den vaskulären Heilungsprozess beeinträchtigen, da das im Device enthaltene Metall eine Stentthrombose begünstigt, schreibt Dr. E. Magnus­ Ohman­ vom Duke Clinical Research Institute in Durham. Die duale Plättchenhemmung (DAPT) über mehrere Monate sei daher die Therapie der Wahl für Patienten mit akutem Koronarsyndrom, die einen solchen Stent implantiert bekommen. Neuere Devices der dritten und vierten Generation sind mittlerweile so modifiziert, dass die Exposition des Metalls gegenüber Thrombozyten und Fibrin deutlich minimiert ist. In der Praxis stellt sich daher die Frage: Wie kurz darf eine DAPT insbesondere bei hohem Blutungsrisiko dauern?

Das Team um Prof. Dr. Marco­ Valgimigli­ vom Cardiocentro Ticino Institute in Lugano führte die randomisierte MASTER-DAPT-Studie mit ca. 4.500 Teilnehmern mit hohem Blutungsrisiko durch. Alle hatten einen sirolimusfreisetzenden polymerbeschichteten Koronarstent erhalten. Bei der Hälfte der Patienten wurde bereits einen Monat nach der Implantation auf eine Monotherapie gewechselt, die andere Hälfte erhielt die DAPT mindestens fünf weitere Monate (bei Antikoagulanzien-­Indikation mindestens zwei weitere Monate).

Die drei primären Endpunkte der Studie waren:

  • unerwünschte klinische Ereignisse (Tod jedweder Ursache, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder schwere Blutung)
  • schwere unerwünschte kardiale oder zerebrale Ereignisse (Tod jedweder Ursache, Myokard­infarkt oder Schlaganfall)
  • schwere sowie klinisch relevante nicht schwerwiegende Blutungen

Die kumulativen Inzidenzen wurden nach 335 Tagen ausgewertet. Das Ergebnis: Eine einmonatige DAPT war der mindestens dreimonatigen Standardtherapie nicht unterlegen. Die verkürzte Plättchenhemmung reduzierte zudem das Risiko schwerer oder klinisch relevanter nicht schwerer Blutungen signifikant (6,5 % vs. 9,4 %).

Der erste Schritt zur einfacheren Behandlung

Für Dr. Ohman stellen diese Ergebnisse einen Schritt hin zu einer kürzeren und einfacheren antithrombotischen Strategie dar. Dennoch könne man sie nicht ohne Weiteres auf alle Stents der neueren Generation übertragen.

Quellen:
1. Valgimigli M et al. N Engl J Med 2021; 385: 18; 1643-1655; DOI: 10.1056/NEJMoa2108749
2. Ohman EM. N Engl J Med 2021; 385: 18; DOI: 10.1056/NEJMe2112747