Karotisstenose: Transcarotidale Stenteinlage ist besser als die transfemorale
Erst einen extrakorporalen AV-Shunt von der A. carotis zur Femoralvene anlegen und dann die Halsschlagader über einen direkten Zugang mit einem Stent revaskularisieren: Das ist die neue Alternative zum transfemoralen Carotisstenting. Letzteres wurde bisher Patienten mit Kontraindikationen für die Endarterektomie als chirurgische Standardintervention angeboten. Allerdings geht diese katheterbasierte minimalinvasive Intervention vor allem bei symptomatischen und älteren Menschen mit einem erhöhten periprozeduralen Schlaganfallrisiko einher.
Die neue Revaskularisationstechnik umgeht die komplikationsträchtige Kathetermanipulationen (Emboliegefahr!) im Bereich des Aortenbogens und das Gehirn wird durch den extrakorporalen Shunt geschützt.
Weniger Schlaganfälle, weniger Tote
Mittlerweile liegen genügend Daten dazu vor, die einen belastbaren Vergleich mit dem etablierten interventionellen Verfahren vor allem hinsichtlich der Risiken erlauben. US-Wissenschaftler analysierten die prospektiv gesammelten Daten von jeweils 3286 Patienten mit transfemoraler oder transcarotidaler Stentung zwischen 2016 und 2019. Das mittlere Alter lag bei knapp 72 Jahren. Zielparameter waren Schlaganfall, Herzinfarkt und Mortalitätsrisiko.
Insgesamt zeigte die Revaskularisation per Karotis-Direktzugang Vorteile gegenüber dem transfemoralen Stenting: Die Raten für einen Schlaganfall während des Krankenhausaufenthaltes oder Tod lagen bei 1,6 vs. 3,1 %, (Relatives Risiko [RR] 0,51), für Schlaganfall alleine bei 1,3 vs. 2,4 (RR 0,54) und für Tod alleine bei 0,4 vs. 1,0 % (RR 0,44). Auch im Langzeitverlauf über ein Jahr blieben die Vorteile zugunsten des Eingriffs per Karotis-Direktzugang erhalten. Allerdings profitierten nur Patienten mit symptomatischer Stenose, keine beschwerdefreien. Im Hinblick auf Herzinfarkte gab es keine wesentlichen Unterschiede.
Was Komplikationen anging, kam es beim transcarotidalen Ansatz zu mehr lokalen Komplikationen, vor allem Blutungen, die einer Intervention bedurften. Die transfemorale Versorgung ging mit einer höheren Strahlenbelastung einher.
Quelle: Schermerhorn ML et al. JAMA 2019; 322: 2313-2322; DOI: 10.1001/jama.2019.18441