Phthalat in der Schwangerschaft Belastung insbesondere über Fertiggerichte und Fast Food
Ernährt sich eine werdende Mutter zu einem großen Teil mit stark verarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food, kann das schlimme Folgen haben. Denn die Weichmacher aus dem Verpackungsmaterial und dem Einweggeschirr, die sogenannten Phthalate, können über das Essen in den menschlichen Körper gelangen, berichten Dr. Brennan Baker von der University of Washington und Kollegen. Dort fungieren die Chemikalien als endokrine Disruptoren, gefährden die Entwicklung des Kindes und erhöhen das Risiko für Frühgeburtlichkeit.
Für ihre Studie ermittelten die Wissenschaftler bei 1.031 Schwangeren im zweiten Trimester die Phthalatkonzentrationen im Urin. Über Fragebogen erfassten sie die Ernährungsweise und klärten die sozioökonomischen Verhältnissen der Frauen.
Bei 70 % der Urinproben waren Phthalsäure und deren Metabolite nachweisbar. Industriell hochverarbeitete Nahrung machten bei den Studienteilnehmerinnen zwischen knapp 10 und 59 % der Energieaufnahme aus, im Durchschnitt waren es fast 39 %. Wenig verarbeitete Lebensmittel trugen zu rund 31–81 % zur Ernährung der Frauen bei, im Durchschnitt zu knapp 50 %.
Bei Schwangeren mit geringem Einkommen und niedrigem Bildungsgrad zeigte sich im Urin eine signifikant höhere Phthalatbelastung als bei den besser verdienenden oder gebildeteren Frauen. Diese Gruppe war zudem jünger und lebte in einer weniger privilegierte Wohngegend.
Schwangere sind eine sensible Gruppe, die besonders vor einer übermäßigen Phthalatexposition geschützt werden sollte, schreiben die Studienautoren. Hinzu kommt, dass die Belastung mit den Verbindungen in den verschiedenen sozioökonomischen Milieus unterschiedlich hoch ausfällt. Insbesondere für benachteiligte Gruppen müsste der Zugang zu gesunden Lebensmitteln erleichtert werden. Ernährungsempfehlungen alleine reichen aus Sicht der Autoren nicht aus. Sie plädieren für regulatorische Maßnahmen gegen die Phthalatbelastung in Lebensmitteln, um Schwangere in allen Bevölkerungsgruppen zu schützen.
Quelle: Baker BH et al. Environ Int 2024; 183: 108427; DOI: 10.1016/j.envint.2024.108427