Brustkrebs: Antihormonelle Therapie nicht pauschal absetzen
Patientinnen mit einem östrogenrezeptor-positiven Mammakarzinom im Frühstadium profitieren hinsichtlich des Rezidivrisikos und der Überlebensprognose von einer adjuvanten endokrinen Therapie mit Tamoxifen bzw. einem Aromatasehemmer.
Aufgrund von Nebenwirkungen wie Arthropathie oder Wechseljahresbeschwerden setzen Kollegen die Präparate jedoch oftmals nach fünf Jahren wieder ab – obwohl eine Fortsetzung der Therapie das Rückfallrisiko weiter reduzieren könnte. Wissenschaftler um den Epidemiologen Dr. Hongchao Pan vom Nuffield Department of Population Health der University of Oxford untersuchten jüngst in einer Metaanalyse, wie häufig diese Frauen in den 15 Jahren nach einer erfolgreichen antihormonellen Behandlung Spätrezidive erleiden.
Die Forscher werteten hierzu Daten von knapp 63 000 östrogenrezeptor-positiven Brustkrebspatientinnen aus, die vor dem 75. Lebensjahr die Diagnose eines T1-Tumors (Durchmesser ≤ 2 cm) oder T2-Tumors (2–5 cm) erhielten, weniger als zehn befallene Lymphknoten und keine Fernmetastasen aufwiesen.
Selbst 20 Jahre nach der Erstdiagnose hing das kumulative Risiko von Rezidiven in Form von Fernmetastasen wesentlich von der Größe des Primärtumors sowie der Anzahl der initial befallenen Lymphknoten ab: So trugen etwa Patientinnen mit einem gut differenzierten, lymphknoten-negativen T1-Tumor eine 13%ige Wahrscheinlichkeit, Frauen mit einem T2-Tumor und vier bis neun befallenen Lymphknoten sogar ein Risiko von 41 %.
Östrogenrezeptor-positive Frauen könnten profitieren
Grading und Proliferationsaktivität der Tumoren erwiesen sich über die ersten fünf Jahre hinaus nur als mäßig prädiktiv. Der Progesteronrezeptor- sowie der HER2-Status waren nicht prognostisch bedeutsam. Angesichts der Ergebnisse sprechen sich die Autoren gegen ein pauschales Absetzen der antihormonellen Behandlung nach fünfjähriger Einnahme aus. Kollegen sollten individuell für jede Betroffene die prognostischen Vorteile der Therapieverlängerung gegen deren Risiken abwägen.
Quelle: Pan H et al. N Engl J Med 2017; 377: 1836-1846