Eine Million Brustkrebsfälle durch Hormonpräparate?
Wechseljahreshormone stehen seit Längerem im Verdacht, das Mammakarzinomrisiko zu erhöhen, die Evidenz war jedoch bislang nicht eindeutig. Die „Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer“ um Professor Dr. Valerie Beral von der Cancer Epidemiology Unit am Nuffield Department of Population Health in Oxford analysiert daher seit 1992, inwiefern sich verschiedene Hormonkombinationen sowie das Timing der Behandlung auf das langfristige Erkrankungsrisiko auswirken. In die Analyse flossen 58 Studien ein.
Risiko bleibt auch nach dem Absetzen bestehen
Während des Follow-up erkrankten 143 887 Frauen an Brustkrebs, reduziert auf die prospektiven Studien waren es 108 647. Etwa 425 000 blieben verschont. Von den 108 647 Patientinnen mit Mammakarzinom hatte etwa die Hälfte – im Mittel im Alter zwischen 40 und 59 Jahren – Hormone angewendet. Mit Ausnahme der vaginalen Östrogene stieg unter allen Hormonpräparaten mit zunehmender Anwendungsdauer das Krebsrisiko. Östrogen-Progesteron-Kombinationen erwiesen sich dabei als risikoreicher als Östrogen-Monopräparate – vor allem, wenn Progesteron täglich zum Einsatz kam. Die erhöhte Gefahr persistierte auch nach dem Absetzen der Medikamente für mindestens zehn Jahre. Die Hormone begünstigten vor allem Östrogen-Rezeptor-positive bzw. lobuläre Tumoren. Ausnahme: Ein Behandlungsbeginn nach dem 60. Lebensjahr sowie Übergewicht waren nicht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verbunden.
Seit 1990 erkrankten in den westlichen Ländern rund 20 Millionen Frauen an Brustkrebs, schließen die Forscher. Falls tatsächlich eine Kausalität besteht, wären etwa eine Million Mammakarzinome auf menopausale Hormonbehandlungen zurückzuführen.
Quelle: Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer. Lancet 2019; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31709-X