Non-Hodgkin-Lymphome Cave: Neurologische Nebenwirkungen treten relativ häufig auf

EHA 2023 Autor: Josef Gulden

Eine französische Registerstudie erforschte, ob CAR-T-Zellen bei primären ZNS-Lymphomen eine gute Wirkung erzielen können.
Eine französische Registerstudie erforschte, ob CAR-T-Zellen bei primären ZNS-Lymphomen eine gute Wirkung erzielen können. © soupstock – stock.adobe.com

Eine CAR-T-Zell-Therapie scheint sich auch für Patient:innen mit rezidivierten, primären ZNS-Lymphomen zu eignen. Da es zu mehr neurologischen Nebenwirkungen kommt als bei anderen systemischen Non-Hodgkin-Lymphomen, ist eine multidisziplinäre Zusammenarbeit essenziell.

Primäre ZNS-Lymphome sind in den vergangenen Jahren besser behandelbar geworden. Spätestens nach dem Versagen einer Zweitlinientherapie sieht die Prognose nach wie vor düster aus: Median überleben die Betroffenen dann kürzer als ein halbes Jahr. Wie gut CAR-T-Zellen hier wirken, lässt sich schlecht einschätzen. Eine französische Registerstudie liefert hierzu nun Daten.

In Frankreich gibt es mit dem LOC ein durch das nationale Krebsinstitut zertifiziertes Netzwerk spezialisierter Zentren für primäre okulo-zerebrale Lymphome, in denen seit 2020 solche Patient:innen in der dritten oder in höheren Therapielinien behandelt werden. Aus dessen Datenbank extrahierten Dr. ­Sylvain ­Choquet, Pitié-Salpêtrière Hospital, Paris, und Kolleg:innen retrospektiv die Daten von 25 Erkrankten, die mit kommerziellen CAR-T-Zell-Präparaten behandelt wurden – in 16 Fällen kam Tisagenlecleucel, in den übrigen neun Axicabtagen ciloleucel zum Einsatz. Die Teilnehmenden hatten zuvor mindestens zwei, im Median drei Therapien erhalten, in mehr als der Hälfte der Fälle auch eine autologe Stammzelltransplantation. Als Kontrolle dienten 247 Personen, die für die gleiche Indikation andere Behandlungen erhalten hatten und die für eine autologe Stammzelltransplantation nicht geeignet waren oder deren Erkrankung nach einer solchen rezidivierte. 

Charakteristika der Studienteilnehmer:innen

20 Patient:innen wiesen eine zerebrale Beteiligung des Lymphoms auf, in vier Fällen hatte es sich nur im Liquor und bei einer Person in Liquor und Auge manifestiert. Bis auf eine Person waren alle 25 Erkrankten vor den CAR-T-Zellen mit einer Bridgingtherapie behandelt worden. Durch diese erzielten 14 Teilnehmende eine komplette oder partielle Remission.

15 Patient:innen (60 %) erreichten eine komplette und fünf weitere eine partielle Remission, was einer ORR von 80 % entsprach. In der Kontrolle betrug sie 41 % (p = 0,004). Bei fünf Betroffenen mit CAR-T-Zell-Therapie wurde die Erkrankung progredient. 

Häufige neurologische Nebenwirkungen

Das Ein-Jahres-PFS bezifferte der Referent mit 41 %, wobei sich ein Plateau abzeichnete. Das OS nach einem Jahr betrug 58 %. Sowohl PFS als auch OS waren unter der CAR-T-Zell-Therapie signifikant länger als in der Kontrollgruppe. In einer multivariaten Analyse erwies sich die CAR-T-Zell-Therapie als der Faktor, der den stärksten positiven Einfluss auf das Überleben ausübte (HR 0,40; p = 0,002).

23 Patient:innen (92 %) erlitten ein Zytokinfreisetzungssyndrom, das in zwei Fällen den Grad 3 oder 4 erreichte. 18 Personen (72 %) erhielten Tocilizumab. Neurologische Nebenwirkungen entwickelten 17 Erkrankte (68 %). In fünf Fällen waren diese vom Grad 3 oder 4 und erforderten in 14 Fällen (56 %) eine Behandlung mit Steroiden. Zytopenien von mindestens Grad 3 dauerten bei neun Teilnehmenden länger als 28 Tage an.

CAR-T-Zellen sind in der vorliegenden Indikation wirksam, resümierte der Referent. Neurologische Nebenwirkungen scheinen jedoch häufiger aufzutreten als bei anderen systemischen Lymphomen. Die Studienautor:innen betonen daher die Notwendigkeit einer engen multidisziplinären Kooperation zwischen Hämatolog:innen, Neurolog:innen, Intensivmediziner:innen und Radiolog:innen. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto besser wird es gelingen, prognostische Faktoren zu definieren und die Indikationsstellung zu verfeinern.

Quelle:
Choquet S et al. EHA 2023, Abstract S232