Chronische Diarrhö erfordert gründliche Anamnese
Mehr als 5 % der Bevölkerung leiden an einer chronischen Diarrhö. Diagnose und Therapie des Leidens sind aber oft unzureichend, bemängelte Professor Dr. Julian Walters, Faculty of Medicine, Imperial College London. Das fängt manchmal schon mit einer schlampigen Anamnese an, wetterte der Kollege. Dabei müssen Art der Symptome, ihr Beginn und ihre Dauer ebenso gründlich erfasst werden wie vorausgegangene Behandlungen, Medikamente oder Reisen.
Nicht selten wird auch versäumt, schwere Fälle weiter abzuklären, oder es finden Koloskopien ohne Biopsien statt. Dabei stecken hinter dem chronischen Durchfall oft behandelbare Leiden wie die Zöliakie, mikroskopische Kolitis oder ein Gallensäureverlustsyndrom. Gerade Letzteres haben laut Prof. Walters zu wenige Kollegen auf dem Schirm. „Solche Ursachen kann man nur finden, wenn man gezielt danach sucht“, erklärte er. Der Experte forderte dazu auf, auch bei jüngeren Patienten ganz genau hinzuschauen, da die Inzidenz von Darmkrebs bei ihnen stetig zunimmt.
Zur Therapie bei chronischer Diarrhö gehört u.a. eine fundierte Ernährungsberatung. Und hat sich eine erfolgreiche Therapie herauskristallisiert, gilt es, bei der Stange zu bleiben und sie immer wieder zu optimieren, so der Rat von Prof. Walters.
Quelle: United European Gastroenterology Week Virtual 2020