Corona triggert entzündliche Immunreaktion im Darm
Etwa 30 % der mit SARS-CoV-2 Infizierten entwickeln gastrointestinale Symptome wie Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen. Bei rund der Hälfte der COVID-19-Patienten findet sich Virus-RNA im Stuhl. Inwieweit sich eine Infektion mit dem Erreger auf den Verlauf bestehender chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen auswirkt, ist bisher ungeklärt.
Fest steht, dass SARS-CoV-2 auch an den Darmzellen über Rezeptoren wie ACE2 und der transmembranen Serinprotease 2 (TMPRSS2) andockt und über eine Zyto- und Chemokinfreisetzung die zelluläre Immunabwehr aktiviert. Ein verlässlicher laborchemischer Marker für entzündliche Vorgänge im Darm ist das fäkale Calprotecin, das u.a. bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erhöht ist, schreiben Dr. Maria Effenberger von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Innsbruck und Kollegen.
Das Team suchte nach Zusammenhängen zwischen gastrointestinaler Symptomatik, intestinaler Inflammation und fäkaler SARS-CoV-2-RNA. Einbezogen in die monozentrische Pilotstudie waren 40 hospitalisierte (aber nicht intensivmedizinisch betreute) COVID-19-Patienten.
Die österreichischen Kollegen fanden Hinweise, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 eine akute intestinale Entzündung triggert, die mit Durchfällen, erhöhten fäkalen Calprotectin-Konzentrationen und einer systemischen Interleukin-6-Antwort einhergehen kann. Fäkale SARS-CoV-2-RNA war bei asymptomatischen Patienten mit oder ohne vorausgegangene Diarrhö nachweisbar, nicht aber während einer akuten Durchfallphase.
Das Coronavirus scheint in der Lage zu sein, Darmzellen zu befallen und dort eine akute inflammatorische Reaktion hervorzurufen. Das hat ggf. negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von CED-Patienten, schließen die Autoren aus ihren Ergebnissen.
Quelle: Effenberger M et al. Gut 2020; DOI: 10.1136/gutjnl-2020-321388