Schützen Zytokinhemmer vor Corona?
Therapie fortführen oder abbrechen? Diese Frage stellt sich in der COVID-19-Pandemie auch bei Menschen mit chronischen Entzündungen. Eine neue Studie liefert nun Antworten.
Professor Dr. Georg Schett, Innere Medizin III, und Kollegen von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg haben 1000 Menschen auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 untersucht. Darunter waren 250 Personen, die wegen Immunerkrankungen (Rheuma, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Psoriasis) Zytokinhemmer erhielten, sowie 650 Kontrollpersonen aus dem medizinischen und nicht-medizinischen Bereich.
Während ca. 4 % der medizinisch tätigen und 2 % der nicht-medizinischen Kontrollen Antikörper gegen das Virus aufwiesen, fanden die Forscher bei den Patienten unter Zytokinhemmern keine dieser Abwehrhelfer. Einige der Betroffenen hatten sogar COVID-19-positive Kontaktpersonen, erklärte Prof. Schett gegenüber Medical Tribune. „Es scheint, dass die Zytokinhemmer die Infektion mit SARS-CoV-2-Viren von Anfang an einschränken, sodass keine Antikörper gebildet werden“, so der Kollege. Demzufolge seien Personen mit solchen Erkrankungen nicht als Risikogruppe zu betrachten, sondern dürften durch ihre Therapie sogar vor dem Virus geschützt sein, heißt es in der Pressemitteilung.
Ein Grund dafür könnte in der Ähnlichkeit der molekularen Mechanismen von COVID-19 und chronischen Entzündungen liegen, wie die Forscher vor kurzem in einer Arbeit in Nature Review Immunology ausführten.1 Die Studie zu den Zytokinhemmern ist zur Veröffentlichung eingereicht. Der Effekt dieser Wirkstoffe wird derzeit vielerorts bei Patienten mit COVID-19 untersucht.
* Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Quelle: 1. Schett, G et al. Nat Rev Immunol 2020; DOI: 10.1038/s41577-020-0312-7