Corona: Ansteckungsrisiko bei der Endoskopie untersucht
Gastro- und Koloskopien lassen sich auch in Coronazeiten nicht beliebig aufschieben. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie hoch das Infektionsrisiko für Ärzte und Patienten bei diesen Prozeduren ist. Eine deutsch-italienische Arbeitsgruppe untersuchte diese Frage nun in zwei Kollektiven – bei 802 Patienten des Humanitas-Krankenhauses in Rozzano und 968 Beschäftigten aus 41 Hospitälern in Norditalien.
Sämtliche Patienten hatten sich zwischen dem 27. Januar und dem 13. März einer gastrointestinalen Endoskopie unterzogen, nur einer wurde in den folgenden zwei Wochen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Sieben weitere Patienten litten zwischenzeitlich an Fieber oder Husten – drei davon mit negativem Test. Keiner der acht Patienten musste stationär behandelt werden.
In den Krankenhäusern infizierten sich insgesamt 42 (4,3 %) Mitarbeiter der Endoskopieabteilungen mit dem Virus – darunter 23 Ärzte. Sechs Personen mussten stationär behandelt werden, keiner davon auf der Intensivstation. 36 Mitarbeiter hatten nur leichte respiratorische Symptome (Fieber, Husten, Halsschmerzen), zwei Patienten litten unter Diarrhö. 86 % der Infektionen ereigneten sich vor der Einführung der notwendigen Schutzmaßnahmen.
Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass gastrointestinale Endoskopien für die beteiligten Patienten und Mitarbeiter sicher sind, wenn die nötige Schutzkleidung getragen wird, schreibt das Team um Professor Dr. Alessandro Repici von der Humanitas-Klinik in Rozzano. Die Infektionsrate beim Personal war mit 4,3 % wesentlich niedriger als die vom italienischen Gesundheitsminitersium mit 10 % angegebene durchschnittliche Infektionsrate unter medizinischem Personal – und das, obwohl die Endoskopie in einem Zeitraum durchgeführt wurde, indem die Infektionszahlen schon exponentiell anstiegen.
Die geringen Transmissionsraten sprechen dafür, dass sich eine Übertragung während der Endoskopie mit einfachen Hilfsmitteln (z.B. chirurgischen Masken) verhindern lässt, schreiben die Autoren. Eine fäkal-orale Transmission während der Koloskopie wurde aufgrund der Virusreplikation im Darm zwar immer wieder postuliert, könne bisher aber nicht belegt werden und gelte als eher unwahrscheinlich.
Quelle: Repici A et al. Gut 2020; DOI: 10.1136/gutjnl-2020-321341