HLA-inkompatible Stammzelltransplantation Cyclophosphamidbasierte Graft-versus-Host-Disease-Prophylaxe verbessert Prognose
Optimale Ergebnisse erzielt die allogene hämatopoetische Zelltransplantation (SCT), wenn HLA-kompatible Spender:innen gefunden werden, berichtet Dr. Brian Shaffer vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Infrage kommen dabei entweder Verwandte oder sogenannte matched unrelated donors (MUD), also HLA-kompatible Fremddonor:innen. In den USA müssen Menschen nicht-europäischer Abstammung allerdings im Vergleich zu Weißen häufiger auf HLA-inkompatible Fremdspender:innen (MMUD, mismatched unrelated donor) zurückgreifen – eine Strategie, die bisher zulasten der Prognose ging. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftler:innen untersuchte Dr. Shaffer nun, ob eine GvHD-Prophylaxe mit Cyclophosphamid diesen Nachteil möglicherweise kompensieren kann.
Das Analysekollektiv umfasste 10.025 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 82 Jahren (median 60,7 Jahre), die sich zwischen 2017 und 2021 aufgrund einer akuten Leukämie oder eines myelodysplastischen Syndroms einer SCT unterzogen hatten. Folgende Konstellationen verglichen die Forscher:innen:
- MUD-SCT mit cyclophosphamidbasierter GvHD-Prophylaxe (n = 1.681)
- MUD-SCT mit calcineurininhibitorbasierter GvHD-Prophylaxe (n = 7.272)
- MMUD-SCT (7/8 Loci gematcht) mit cyclophosphamidbasierter GvHD-Prophylaxe (n = 613)
- MMUD-SCT mit calcineurininhibitorbasierter GvHD-Prophylaxe (n = 459)
Die Studienendpunkte bildeten das Gesamtüberleben sowie das Überleben ohne relevante GvHD oder Rezidiv (GRFS).
Bei einer cyclophosphamidbasierten GvHD-Prophylaxe war das OS nach HLA-kompatibler und -inkompatibler Transplantation ähnlich (HR 0,96; 95%-KI 0,82–1,18), ebenso das GRFS (HR 0,90; 95%-KI 0,79–1,02). Eine MUD-SCT mit Post-Transplant-Cyclophosphamid ging im Vergleich zur MUD-SCT und Calcineurininhibitor-Prophylaxe mit einem signifikant besseren OS einher (HR 0,88; 95%-KI 0,80–0,96; p = 0,0041). Gegenüber der HLA-kompatiblen Transplantation mit calcineurininhibitorbasierter GvHD-Prophylaxe stellten die Forschenden zudem in beiden Fällen einen signifikanten GRFS-Vorteil durch das cyclophosphamidbasierte Regime fest (MUD HR 0,61; 95%-KI 0,57–0,66 bzw. MMUD HR 0,68; 95%-KI 0,60–0,76; p < 0,0001).
Bei einer cyclophosphamidbasierten GvHD-Prophylaxe scheint die Prognose der SCT-Empfänger:innen unabhängig vom HLA-Kompatibilitätsstatus, fasst Dr. Shaffer die Beobachtungen zusammen. Einer Registeranalyse zufolge hat diese Behandlungsstrategie das Potenzial, die Spender:innenverfügbarkeit für ethnische Minderheiten zu erhöhen.
Quelle: Shaffer BC et al. J Clin Oncol 2024; JCO2400184; doi: 10.1200/JCO.24.00184