Degenerative zervikale Spondylose: Konservative Therapie reicht meist aus
Degenerative Prozesse in der Halswirbelsäule betreffen vor allem die Bandscheiben und die Facettengelenke. Beide enthalten nozizeptive Fasern, deren Reizung Nackenschmerzen hervorrufen kann. Die Quelle der Nackenschmerzen können auch die Patienten oft nicht benennen, da sie erheblich ausstrahlen können in Schultern, Kopf, Brust und/oder Rücken. Durch Bewegen des Kopfes verschlimmern sich die Beschwerden häufig, Ruhigstellung bringt Erleichterung.
Bei sensorischen Ausfällen sollte man hellhörig werden
Patienten mit Nackenschmerzen sollte man zunächst nach Alarmsymptomen fragen, die möglicherweise eine sofortige Evaluation erfordern. Dies sind eine zurückliegende Krebserkrankung, Gangunsicherheit, sensorische Defizite oder Fieber mit nächtlichen Schmerzen (Spinalabszess).
Eine zervikale Radikulopathie betrifft meist C6 oder C7. Zu unterscheiden ist ein akutes Kompressionssyndrom, z.B. durch einen Bandscheibenvorfall, und ein chronisches, z.B. durch eine Hypertrophie der Facettengelenke. Die Schmerzen, die von der komprimierten und entzündeten Nervenwurzel ausgehen, strahlen meist von der Schulter über den oberen Rücken in den proximalen Arm aus. Zusätzlich können schmerzhafte Nackenspasmen auftreten. Außerdem weisen die Patienten häufig Parästhesien, Taubheit oder Schwäche auf, die sich oft im Dermatom der betroffenen Nervenwurzel abspielen. Abgeschwächte Sehnenreflexe von Bizeps (C6) oder Trizeps (C7) verstärken den Verdacht auf ein Wurzelkompressionssyndrom.
Drei Wurzelkompressionstests
Der Chirurg muss erst ran, wenn alles andere nicht wirkt
Die meisten Menschen mit zervikaler Radikulopathie profitieren von konservativen Maßnahmen wie Analgetika, epiduralen Steroidinjektionen, Physiotherapie, Traktion oder kurzzeitiger Ruhigstellung mit einer HWS-Orthese. Verschlechtern sich neurologische Ausfälle oder eine motorische bzw. sensorische Schwäche, ist es Zeit, die Patienten zum Wirbelsäulenchirurgen zu schicken. Dies gilt insbesondere, wenn Zeichen einer zervikalen Myelopathie auftreten. Dann kann der Chirurg durch Dekompression von Nervenwurzeln bzw. Rückenmark oft gut helfen. Ein nicht-chirurgisches Management scheint weniger effektiv zu sein. Die Evidenzlage hierzu ist allerdings dünn.Quelle: Theodore N. N Engl J Med 2020; 383: 159-168; DOI: 10.1056/NEJMra2003558