Spondylodiszitis Entzündete Bandscheiben nicht unterschätzen
Ein typischer Patient mit Spondylodiszitis ist schon allein aufgrund seines Alters ein Risikopatient. Der Großteil erkrankt jenseits des 70. Lebensjahres. Betroffen sind dann vor allem Männer. Ein Mann über 70 weist im Vergleich zu jüngeren Geschlechtsgenossen ein fast 6-fach erhöhtes Risiko für die Entzündung auf. Auch dem Alter geschuldet: Die Häufung von Komorbiditäten. Etwa 30 % der Patienten mit Spondylodiszitis leiden beispielsweise an einem Diabetes.
Kohortenstudien belegen eine erhöhte Mortalität für Spondylodiszitis-Patienten im Vergleich zu einer Referenzpopulation. Ein hohes Risiko besteht besonders im ersten Jahr nach der Erkrankung. Ein Fünftel der Betroffenen stirbt in dieser Zeit. Als heißeste Phase gelten die ersten 90 Tage. Aber auch jenseits des ersten Jahres bleibt das Risiko erhöht.
Was die Spondylodiszitis selbst angeht, beobachtet man bei Infektionen durch Staph. aureus ein besonders schlechtes Outcome. Der Keim findet sich bei etwa der Hälfte aller Patienten. Sie müssen eventuell länger antibiotisch behandelt werden als die üblichen sechs Wochen, betonte Professor Dr. Norma Jung von der Uniklinik Köln.
In einer offenen randomisierten Studie erhielten Patienten mit pyogener vertebraler Osteomyelitis für sechs oder für zwölf Wochen Antibiotika. Insgesamt steigerte die kürzere Antibiose nicht die Gefahr für ein Therapieversagen. Signifikant erhöht war sie aber in der Subgruppe der über 75-Jährigen und der mit Staph.-aureus-Infektion.
Vor allem das erste Jahr ist kritisch
In einer eigenen noch unpublizierten Studie fanden Prof. Jung und ihre Mitarbeiter bei Patienten mit Spondylodiszitis und Blutstrominfektion durch Staph. aureus folgende Risikofaktoren für Relaps und/oder Tod: hoher Komorbiditätsindex, neurologisches Defizit, paravertebrale, epidurale oder Psoas-Abszedierung sowie höheres Lebensalter. Auch in dieser Untersuchung erwies sich vor allem das erste Jahr als kritisch. Weiterhin zeigte sich, dass andere ossäre Infektionen durch Staph. aureus ein besseres Outcome hatten als die Spondylodiszitis.
Patienten mit postoperativer Spondylodiszitis fahren ebenfalls besser als die mit nativer Erkrankung. Dies sei wiederum vor allem auf Komorbiditäten zurückzuführen. Postoperative Entzündungen werden zudem häufiger durch weniger virulente Erreger verursacht. Trotzdem muss man an dieses Problem denken, wenn ein Operierter plötzlich über Rückenschmerzen klagt.
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