Bandscheibenvorfall Endoskopisch gegen den Ischiasschmerz
Prolapspatienten mit hartnäckigen Ischiasbeschwerden können inzwischen auch endoskopisch behandelt werden. Bisher war jedoch unklar, ob diese schonende Intervention der offenen Mikrodiskektomie ebenbürtig ist. Wissenschaftler untersuchten diese Frage nun in einer randomisierten kontrollierten Studie, an der sich vier niederländische Krankenhäuser beteiligten. Als Teilnehmer wurden 488 Patienten mit bildgebend nachgewiesenem Bandscheibenvorfall rekrutiert. Alle litten seit mindestens sechs Wochen an heftigen, ins Bein ausstrahlenden Schmerzen, die unter der konservativen Therapie keine Besserungstendenz zeigten. 179 Patienten unterzogen sich einer perkutanen transforaminalen endoskopischen Diskektomie (PTED), die übrigen 309 Teilnehmer wurden minimalinvasiv operiert.
Weniger Schmerzen nach einem Jahr
Ein Jahr nach dem Eingriff wurden die Ergebnisse miteinander verglichen. Hinsichtlich des primären Endpunkts Beinschmerz war die endoskopische Intervention der offenen Diskektomie nicht unterlegen. Im Gegenteil, auf der visuellen Analogskala zeigte sich sogar ein leichter Vorteil (7 vs. 16 Punkte). Auch in den sekundären Endpunkten postoperativer Rückenschmerz, Lebensqualität und subjektiv eingeschätzte Erholung schnitt die endoskopische Technik signifikant besser ab. Allerdings waren die ermittelten Differenzen insgesamt gering und deshalb möglicherweise nicht klinisch relevant, erklären Dr. Pravesh Gadjradj von der Neurochirurgie des Erasmus University Medical Center Rotterdam und Kollegen.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sich die perkutane transforaminale endoskopische Diskektomie als probate Alternative zur offenen Mikrodiskektomie erwiesen hat. Für diese Einschätzung spricht auch die Tatsache, dass der Reoperationsbedarf im ersten Jahr in beiden Therapiegruppen vergleichbar war (5 % PTED vs. 6 % offen).
Zu den weiteren Vorteilen der endoskopischen Technik zählen die kürzere stationäre Verweildauer und der geringere Blutverlust. Zudem benötigten die PTED-Patienten nur eine Analgosedierung und konnten schneller mobilisiert werden.
Quelle: Gadjradj PS et al. BMJ 2022; 376: e065846; DOI: 10.1136/bmj-2021-065846