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Ischiassyndrom Geduld beim Bandscheibenvorfall

Autor: Dr. Franziska Hainer

Regionale Unterschiede bei der konservativen Standardtherapie und deren unpräzise Beschreibung erschwerten die Analyse einiger Studien. Regionale Unterschiede bei der konservativen Standardtherapie und deren unpräzise Beschreibung erschwerten die Analyse einiger Studien. © Crystal light - stock.adobe.com
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Beim prolapsbedingten Ischiassyndrom steht konservatives gegen operatives Vorgehen. Die Unterschiede in puncto Effektivität und Sicherheit sind offenbar geringer als gedacht.

In ihrem Review schlossen Dr. Chang Liu von der University of Sydney und Kollegen 24 Studien zu unterschiedlichen operativen Techniken beim symptomatischen Diskusprolaps ein (u.a. offene, minimalinvasive und endoskopische Diskektomie). Im Fokus stand der Vergleich der Operation mit einer konservativen Therapie oder alternativen Behandlungsmethode wie epiduraler Steroidinjektion, Placebo- oder Scheinoperation.

Die konservative Behandlung schloss medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen bzw.Kombinationen daraus ein. Auf Basis der Follow-up-Zeiten von ≤ 6 Wochen bis > 12 Monaten bildeten die Autoren vier Gruppen. Primäre Endpunkte waren Beinschmerzen und Funktionseinschränkungen.

Kam es auf schnelle Symptomlinderung aufgrund starker Beschwerden und Ausfallserscheinungen an, so zeigte sich die Diskektomie leicht überlegen – aber offenbar nicht auf Dauer. Eine moderate Beschwerdebesserung durch die Diskektomie war nur innerhalb von drei Monaten nach dem Eingriff zu verzeichnen. Nach einem Jahr hatten die Patienten nicht weniger Schmerzen oder Einschränkungen als konservativ Behandelte.

Komplikationsrisiko auf ähnlichem Niveau

Die Dauer der bestehenden Beschwerden bis zum Eingriff (länger oder kürzer als drei Monate) hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Das Risiko für unerwünschte Zwischenfälle war für beide Vorgehensweisen ähnlich (Relatives Risiko 1,34). Verglichen mit der epiduralen Injektion ging die Diskektomie mit einem geringfügig größeren Komplikationsrisiko einher, v.a. für Verletzungen der Dura und Wundheilungsstörungen.

Regionale Unterschiede bei der konservativen Standardtherapie und deren unpräzise Beschreibung erschwerten die Analyse einiger Studien, schreiben die Verfasser. Zusätzlich fielen die schlechte Evidenzlage und der Mangel an placebokontrollierten Studien ins Gewicht. Das Abwägen von Chancen und Risiken der OP bleibt aktuell aus Sicht der Autoren Teil der individuellen Therapieentscheidung.

Quelle: Liu C et al. BMJ 2023; 381: e070730; DOI: 10.1136/bmj-2022-070730