OP hilft Bei Dauerschmerzen durch Bandscheibenvorfall besser als konservative Therapie
Ein Bandscheibenvorfall kann lang anhaltende chronische Rückenschmerzen nach sich ziehen. Bisherige Studien dazu zeigten für die Chirurgie nur kurzfristige Vorteile in der Schmerzlinderung. Nach 6–12 Monaten waren die Effekte vergleichbar mit denen der konservativen Therapie. Doch die Teilnehmer litten vor Einschluss in die Studien nicht länger als drei Monate unter Beschwerden. Kommen bei länger persistierenden Symptomen ähnliche Ergebnisse heraus?
Dr. Chris S. Bailey vom Department of Surgery am London Health Sciences Centre und Kollegen wollten diese Frage in einer prospektiven Studie beantworten. 128 Patienten, die seit mindestens 4–12 Monaten aufgrund eines lumbalen Bandscheibenvorfalls (L4/5 oder L5/S1) unter chronischen Rückenschmerzen litten, erhielten randomisiert eine Mikrodiskektomie oder eine konservative Standardtherapie über sechs Monate. Letztere umfasste Bewegungsübungen, Physiotherapie und Analgetika. Dem chirurgischen Eingriff unterzog sich die erste Gruppe median 3,1 Wochen nach der Randomisierung. 34 % der initial Nicht-Operierten landete im Median nach elf Monaten doch noch auf dem Tisch.
Zu Beginn lag die Intensität der Beinschmerzen im Chirurgiekollektiv bei 7,7 Punkten auf einer visuellen Analogskala, in der Vergleichsgruppe bei 8,0. Nach sechs Monaten war der Wert auf 2,8 (Chirurgie) bzw. 5,2 (konservativ) abgesunken. Die Mikrodiskektomie erwies sich damit signifikant effektiver in der Schmerzreduktion. Auch in sekundären Endpunkten wie Behinderung und Schmerzen nach zwölf Monaten zeigten sich klare Vorteile für die Chirurgie. Unerwünschte Ereignisse (v.a. Wundheilungsstörungen, postoperativer neuropathischer Schmerz) durch den Eingriff verzeichnete man bei neun Teilnehmern. Ein Patient wurde wegen eines Diskusprolaps-Rezidivs nochmals operiert.
Quelle: Bailey CS et al. N Engl J Med 2020; 382: 1093-1102; DOI: 10.1056/NEJMoa1912658