Gehirnleistung Delir hinterlässt Spuren
Das Team um Maria Krogseth von der Geriatrischen Abteilung der Universitätsklinik Oslo untersuchte in einer prospektiven Kohortenstudie, wie sich delirante Episoden bei älteren Menschen auf die Kognition auswirken und ob das Delir zu Nervenzellschäden führt. Teilnehmer waren 210 Probanden von mindestens 65 Jahren, die mindestens einmal wöchentlich von einem ambulanten Pflegedienst besucht wurden.
Blutmarker zeigt Nervenzellschäden an
Über einen Zeitraum von zwei Jahren unterzogen sich die Teilnehmer alle sechs Monate einer ausführlichen Untersuchung inklusive Montreal Cognitive Assessment (MoCA) und Bestimmung des Blutmarkers Neurofilament light chain (NfL). NfL zeigt Nervenzellschäden bzw. Neurodegeneration an. Bei akuter Veränderung des mentalen Status oder stationärer Einweisung wurden die Teilnehmer einmal täglich auf ein Delir hin untersucht.
Während der zweijährigen Nachbeobachtungszeit erlitten 42 % der Teilnehmer eine oder mehrere delirante Episoden. Das Auftreten eines Delirs war unabhängig assoziiert mit einer Abnahme des MoCA-Scores bei der nächsten halbjährlichen Routineuntersuchung – auch nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Bildung, früherem MoCA-Score und Frailty. Die ausgeprägteste Abnahme des MoCA-Scores wurde bei Personen beobachtet, die zu Beginn der Studie bessere kognitive Funktionen aufgewiesen hatten.
Weitere Untersuchungen sind notwendig
Bei Menschen ab 65 gingen delirante Episoden mit einer Abnahme des MoCA-Scores einher. Ausgeprägtere neuronale Läsionen – gemessen mithilfe des NfL – während einer akuten Erkrankung und Delir waren mit einer stärkeren kognitiven Einbuße assoziiert, schreiben die Autoren. Ihr Fazit: Delirante Episoden schädigen das Gehirn. Daher sollten weitere Studien untersuchen, ob sich eine Delirprävention positiv auf langfristige kognitive Ergebnisse auswirkt.
Quelle: Krogseth M et al. Lancet Healthy Longev 2023; 4: e399-408; DOI: 10.1016/S2666-7568(23)00098-3