Aktive Senioren erleiden seltener ein Delir nach Operationen
Häufig bleiben nach einem postoperativen Delir langfristige kognitive und funktionelle Defizite zurück. Auch Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko steigen, schreiben Dr. Susie S. Lee vom Albert Einstein College of Medicine in New York City und Kollegen. Das Team fand in einer Studie aber heraus, dass Senioren dem Delir vorbeugen können.
Nach einem elektiven orthopädischen Eingriff entwickelt sich deutlich seltener ein Delir, wenn Patienten regelmäßig Sport (z.B. Laufen, Tanzen, Radfahren, Physiotherapie) treiben. Regelmäßig bedeutet sechs bis sieben Mal pro Woche. Das Studienkollektiv umfasste 132 nicht-demente Personen im Alter über 60 Jahre.
Etwa jeder Dritte entwickelte nach dem Eingriff einen akuten Verwirrtheitszustand. Die sportlich aktiven Teilnehmer hatten dabei unabhängig von ihrer allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit ein um 74 % geringeres Delirrisiko als die weniger aktiven Personen. Am stärksten profitierten die aktiven Frauen: Ihr Risiko sank um mehr als 90 %. Auch regelmäßige geistige Aktivitäten wie Lesen, Handarbeiten, Rätseln oder Spielen schützten vor dem Durchgangssyndrom.
Kausaler Zusammenhang ist nicht belegt
Die postoperative Delirproblematik ist angesichts der großen Zahl der Eingriffe im Seniorenalter gravierend, so die Autoren. Auch wenn sich kein Kausalzusammenhang herstellen lässt, so sind die Ergebnisse doch eindrucksvoll und rechtfertigen eine Überprüfung an größeren Kollektiven. Randomisierte Studien müssten nun die Schutzwirkung von körperlicher Aktivität und kognitivem Training untersuchen und klären, welchen Vorteil multimodale Präventionsstrategien bringen.
Quelle: Lee SS et al. J Am Geriatr Soc 2019; online first