Nach mäßigem bis schwerem Schlaganfall besser nicht trainieren

Autor: Dr. Judith Lorenz

Aerobes Training ist nicht gerade ratsam nach einem Schlaganfall. Aerobes Training ist nicht gerade ratsam nach einem Schlaganfall. © Ljupco Smokovski – stock.adobe.com

Der allgemeine Konsens, dass Sport die Gesundheit fördert, gilt nicht nach einem Apoplex. Denn aerobes Fitnesstraining begünstigt schwere Komplikationen.

Weltweit erleiden pro Jahr zehn Millionen Menschen einen Schlaganfall. Trotz aller therapeutischen Anstrengungen muss mindestens jeder Dritte langfristig mit Einschränkungen leben, berichtet ein Team um Dr. Alexander­ H. Nave­ von der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Obwohl internationale Leitlinien ein aerobes Fitnesstraining als Reha-Baustein empfehlen, ist die wissenschaftliche Evidenz diesbezüglich schwach. Die Autoren schlossen diese Wissenslücke mithilfe einer randomisierten Studie, an der sich sieben Rehabilitationszentren in Berlin und Umgebung beteiligten.

Teilnehmer waren 200 Erwachsene (Durchschnittsalter 69 Jahre), die fünf bis 45 Tage zuvor einen ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall erlitten hatten und mittlere bis schwere Beeinträchtigungen aufwiesen. Etwa die Hälfte absolvierte im Rahmen der vierwöchigen Reha fünfmal pro Woche ein aerobes Laufbandtraining. Die Kontrollen führten Muskelentspannungsübungen durch. Beide für jeweils 25 Minuten.

Drei Monate nach dem Insult unterschieden sich die beiden Studienkollektive weder bezüglich der Gehgeschwindigkeit noch der funktionellen Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten signifikant. Allerdings traten in der Sportgruppe im Vergleich zur Kontrolle häufiger schwere unerwünschte Ereignisse auf: Acht bzw. drei Patienten erlitten einen erneuten Schlaganfall und 14 bzw. fünf mussten in ein Akutkrankenhaus eingewiesen werden. Das Fitnesstraining begünstigte zudem Stürze, die Entspannungsübungen geringfügig häufiger Schwindel.

Die Experten mahnen zu einem vorsichtigen Einsatz von sportlichen Belastungen während der sub­akuten Phase nach einem mäßigen bis schweren Apoplex. Für leichte Insulte oder chronische Verläufe könnten jedoch positive Effekte des aeroben Trainings bestehen.

Quelle: Nave AH et al. BMJ 2019; 366: l5101; DOI: doi.org/10.1136/bmj.l5101