Trotz Mikroblutungen nach Apoplex antikoagulieren
Im T2-gewichteten MRT nachweisbare zerebrale Mikroblutungen nach einem Schlaganfall gelten als Risikoanzeichen für eine zerebrale Hämorrhagie, aber auch für einen erneuten ischämischen Insult. Das Problem: Zentrale hämorrhagische Zwischenfälle gibt es relativ selten, weshalb bisher vorliegende Studienergebnisse zu ihrer Assoziation mit Mikroblutungen statistisch gesehen nicht besonders aussagekräftig sind. Deshalb lässt sich nur schwer abschätzen, wann eine antithrombotische Therapie problematisch werden könnte.
Das Team um Dr. Duncan Wilson vom Stroke Research Centre in London untersuchte nun, ob es bestimmte Muster der Mini-Läsionen gibt, die anzeigen, dass die Gefahr für eine Sanguination überwiegt. Ihre Metaanalyse von 38 Kohortenstudien mit 20 322 Patienten und 35 225 Nachbeobachtungsjahren bestätigte zunächst die Beobachtung, dass winzige Blutungen nach Apoplex und transienter ischämischer Attacke (TIA) einen Indikator für erneuten Schlaganfall und intrakranielle Blutung darstellen (adjustierte Hazard Ratio [aHR] für den kombinierten Endpunkt 1,35 im Vergleich zu Betroffenen ohne die Befunde). Die aHR für eine Hirnblutung stieg mit der Zahl der Herde, nicht aber die für den ischämischen Insult.
Auf der anderen Seite gibt es „Entwarnung“: Unabhängig von Anzahl oder Lokalisation der im MRT nachgewiesenen winzigen Blutungen dominierten immer verschlussbedingte Zwischenfälle. Die absoluten Zahlen für ischämische vs. hämorrhagische Ereignisse betrugen bei ≥ 10 Mikroblessuren 64 vs. 27 pro 1000 Patientenjahre und für ≥ 20 73 vs. 39.
Quelle: Wilson D et al. Lancet Neurol 2019; 18: 653-665; DOI: doi.org/10.1016/S1474-4422(19)30197-8