
Vestibuläres Syndrom Zwischen peripherer und zentraler Störung unterscheiden

Ein akutes vestibuläres Syndrom präsentiert sich typischerweise mit starkem Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Spontannystagmus, Gleichgewichtsstörungen und einer Symptomdauer von mehr als 24 Stunden. Dabei muss man zwischen einer peripheren Störung wie einer akuten unilateralen Vestibulopathie und einer zentralen Störung unterscheiden, etwa einem Apoplex des Kleinhirns oder des Hirnstamms. Ein Kopfimpulstest sei dafür der wichtigste Test, sagte Prof. Dr. Frank Schmäl, Zentrum für HNO in Münster.
Der sogenannte HINTS* ist mit einer Zuverlässigkeit von über 90 % in den ersten 48 Stunden deutlich sensitiver als CT und MRT, erklärte der Experte. Der Test besteht aus drei Teilen. Zuerst blickt die Patientin oder der Patient auf die Nase des Behandelnden. Ruckartig wird dann der Kopf nach links und rechts bewegt – wandern die Augen entgegen der Kopfbeschleunigung, ist die Blickfeldstabilisierung normal und der horizontale Bogengang funktioniert beidseitig. Besteht ein horizontaler Spontannystagmus, ist dies ein erstes Zeichen für eine zentrale Störung.
Im zweiten Teil des Tests wird der Nystagmus genauer beurteilt. Beim Blick geradeaus besteht ein Spontannystagmus nach links, sichtbar durch die Frenzelbrille. Beim Blick nach links und rechts bleibt der Spontannystagmus nach links bestehen. Dies spricht für eine akute periphere unilaterale Vestibulopathie rechts. Ist beim Blick geradeaus und nach links ein Spontannystagmus nach links erkennbar, beim Blick nach rechts aber ebenfalls nach rechts, so „können Sie das peripher vestibulär nicht erklären“, sagte Prof. Schmäl. In diesem Fall liegt ein zentraler Blickrichtungsnystagmus vor, der zweite Hinweis auf eine zentrale Störung.
Im dritten und letzten Schritt wird ein Auge ab- und wieder aufgedeckt. Bei einer zentralen Störung kommt es durch eine Schädigung der zentralen Otholitenbahn zur vertikalen Divergenz des zugehaltenen Sehorgans. Wird das Auge wieder aufgedeckt, kehrt es wieder in die Normalposition zurück. „Diesen Ruck, den sehen Sie“, erklärte Prof. Schmäl. Ab einer Abwanderung von 2 ° könne man diesen „Ruck“ auch ohne Videonystagmografie mit bloßem Auge erkennen.
* Head Impulse, Nystagmus, Test of Skew
Quelle: 18. HNO-Update-Seminar