Nächtlicher Ambulanzstau Warten aufs Stationsbett schadet Senioren
Dr. Melanie Roussel von Uniklinik Rouen und Kollegen gingen dem Verdacht nach. Sie teilten 1.598 Patienten ab 75 Jahren, die Mitte Dezember 2022 in eine von 97 französischen Notfallambulanzen eingeliefert wurden, in zwei Gruppen ein:
Die eine bekam bereits vor Mitternacht ein Stationsbett (56 %), die andere musste mindestens von 24 bis 8 Uhr darauf warten (44 %). Eine Erklärung für diesen hohen Prozentsatz sehen die Forscher v.a. im Zeitpunkt der Datenerhebung, als nämlich Infektionen mit Corona-, Influenza- und RS-Viren gleichzeitig die Kliniken füllten.
Allerdings war das lange Warten mit einer um 39 Prozentpunkte höheren Krankenhausmortalität verbunden. Um 24 Prozentpunkte und damit deutlich erhöht war auch die Zahl der unerwünschten Nebenwirkungen (z.B. Stürze, Schlaganfälle, Infektionen, Thrombosen). Zudem mussten Betroffene einen Tag länger in der Klinik bleiben. Dies galt v.a. für Menschen, die sich schon zuvor nicht selbstständig hatten versorgen können. In dieser Subgruppe lag der Mortalitätsanstieg sogar bei 81 Prozentpunkten.
Denkbar ist, dass eine Nacht auf einer harten Pritsche inklusive eingeschränkter Überwachung, Versorgung und Schlafstörungen Komplikationen fördert, schreiben die Autoren. Ältere Menschen sollten deshalb bei der Aufnahme auf eine reguläre Station bevorzugt werden.
Quelle: Roussel M et al. JAMA Intern Med 2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.5961