Maßnahmen gegen SARS-CoV-2: Fieberambulanzen, Fahrdienst und Fairplay
Sie fand statt, wenn auch mit reduzierter Tagesordnung: Die Vertreterversammlung der KV Rheinland-Pfalz trotzte mit rund 40 Ärzten und Psychotherapeuten in einem Raum dem Coronavirus. Dennoch war der Umgang mit der Infektionswelle natürlich dominierendes Thema der Sitzung.
In Rheinland-Pfalz werden Patienten, die glauben, sie seien infiziert, dazu angehalten, die 116 117 anzurufen. Die KV hat zwei pensionierten Ärzten eine Kassenzulassung erteilt, damit diese telefonisch klären können, ob ein Test auf SARS-CoV-2 erfolgen sollte. Die Wartezeiten liegen derzeit bei etwa 15 Minuten, berichtete Dr. Peter Heinz, der Vorsitzende der KV. Wenn ein Test indiziert ist, werden die Betroffenen gebeten, eine der „Fieberambulanzen“ aufzusuchen, die in sechs Städten eröffnet wurden, um Abstriche zu nehmen. Immobile Patienten werden von einem ärztlichen Fahrdienst besucht, den die KV eigens dafür organisiert hat. „Wir hoffen, dass zehn Fahrzeuge den Bedarf vorerst bewältigen können“, sagte Dr. Heinz.
Er betonte, dass die KV eigentlich nicht für den Hausbesuchsdienst zuständig gewesen wäre. Allerdings wolle man einfach das Möglichste tun, damit der Ausbruch der Krankheit in einer flachen Kurve verläuft. An gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Politik und Selbstverwaltung beteilige sich die KV bewusst nicht.
Problematisch für das Gremium sei der „aufschreiende Aktionismus“ einiger lokalpolitischer Akteure, erklärte der KV-Chef. Beispielsweise würden sie Fieberambulanzen eröffnen und die KV dann darum bitten, Ärzte bereitzustellen. Diese Kapazitäten seien allerdings nicht immer vorhanden, stellte Dr. Heinz klar. In Neustadt habe das Gesundheitsamt vorübergehend eine ganze Klinik wegen eines positiv getesteten Coronafalls geschlossen.
Die allgemeine Aufregung um das Virus werde durch eine teils verantwortungslose Berichterstattung der Medien unnötig verstärkt, kritisierte Dr. Heinz. Die KV verfolge dagegen eine besonnene Kommunikationsstrategie. Man habe entschieden, bestimmte Informationen über Abläufe, die im Kampf gegen die Infektionswelle gut funktionieren, nicht breit zu kommunizieren. Beispielsweise bleiben große Testlabore unbekannt. Dies soll verhindern, dass Patienten dort auftauchen und Unruhe verbreiten, etwa indem sie einen sofortigen Test fordern.
In Wartezimmern ist derzeit weniger los
Durch die Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 verzeichnen einige Praxen scheinbar weniger Patienten. Die KV wisse noch nicht, wie groß dieser Effekt sei, erklärte der Vorsitzende. Er bat die Ärzteschaft darum, diesbezüglich Rückmeldungen zu geben.
Auch von anderen Problemen im Praxisalltag berichteten die Mitglieder der Vertreterversammlung. So würden immer wieder junge Patienten um Atteste bitten, aus denen hervorgeht, dass sie nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Manche Schulen fordern offenbar dazu auf, solche Dokumente vorzulegen. Ärzte müssen diese Atteste jedoch nicht ausstellen, betonte Dr. Heinz. Die KV habe bereits das zuständige Ministerium darum gebeten, klarzustellen, dass das ständige Anfordern von Attesten durch Schulen zu unterlassen ist.
Weitere Schutzausrüstung ist in Berlin bestellt
Ein allgegenwärtiges Problem ist auch der Mangel an Schutzausrüstung. Die KV Rheinland-Pfalz hat über die KBV neues Material beim BMG geordert und wird es unter den Praxen verteilen.
Der Allgemeinmediziner Dr. Günter Gerhardt gab zu bedenken, dass der Umgang einiger Ärzte mit einer möglichen Infektion fragwürdig sei. Manche Kollegen, so habe er gehört, würden sich prinzipiell nicht testen lassen, weil sie fürchten ihre Praxis schließen zu müssen. Er forderte klare Worte von der KV.
Quelle: Vertreterversammlung der KV RLP