Abgesagt, geschlossen, verschoben – Coronavirus macht Veranstaltungen zu riskant
Abgesagt wegen der Infektionsgefahr mit SARS-CoV-2: die regionalen Hausärztetage in Münster, Frankfurt und Stuttgart, die Frühjahrstagung der Onkologen, das Frühlingsfest des Verbandes der Ersatzkassen, der Politische Abend des PKV-Verbandes. Verschoben: der Deutsche Pflegetag, der 31. Deutsche Schmerz- und Palliativtag, der 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Das sind nur Beispiele.
Weitere Kongresse, Tagungen und Fortbildungen werden folgen. Die Frage lautet nun: Wie lange wird das so weitergehen? Den ganzen April oder gar noch länger? Das K.-o.-Kriterium von mehr als 1000 Veranstaltungsteilnehmern, wie es zunächst vom Krisenstab des Bundesinnen- und des Bundesgesundheitsministeriums empfohlen und von den Landessozialministern angeordnet wurde, schrumpfte jedenfalls schnell. Berlin hat alle öffentlichen und nicht öffentlichen Veranstaltungen ab 50 Teilnehmern untersagt, Kitas und Schulen bis erst einmal Mitte April geschlossen. Andere Bundesländer reagierten ähnlich.
Zum Schutz der Hausärzte und des Praxispersonals
Der Hausärzteverband Hessen schrieb zur Absage seines Hausärztetages noch etwas trotzig: „Dies geschieht nicht aufgrund der derzeitigen Massenhysterie um eine vermeintlich hochgefährliche Erkrankung, sondern dient dem Schutz der Hausärzte und deren Praxispersonal sowie der hausärztlichen Versorgung.“ Mittlerweile wird die Lage so ernst gesehen, dass sogar die Bundeswehr, Ärzte im Ruhestand und Medizinstudierende als Unterstützung für die Beschäftigten in den Krankenhäusern in Betracht gezogen werden. Diese klagten schon vor der Coronakrise, sie seien am Limit.
Um welche Kosten es bei den Veranstaltungsabsagen geht, deutet das Beispiel des gestrichenen Hausärztetages in Stuttgart an. Der Hausärzteverband Baden-Württemberg schätzt die Kosten auf 40 000 bis 50 000 Euro. Wie viel davon er tragen muss, werde sich erst nach der endgültigen Zusammenstellung aller Posten zeigen.
Auch die Kammern stoppen Treffen. So hat z.B. die Sächsische Landesärztekammer alle eigenen Veranstaltungen für Ärzte und medizinisches Personal abgesagt. Externen Anbietern empfiehlt sie die Stornierung medizinischer Veranstaltungen.
Alternativ Onlinekurse und Videokonferenzen
Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz streicht ihre Vertreterversammlung im April. Nun will man mit Telefonkonferenzen und E-Mail-Umlaufverfahren „wichtige innerärztliche und berufspolitische Entscheidungen kurzfristig ermöglichen“.
Wohl dem Veranstalter, der schnell eine digitale Alternative anbieten kann, wie der health innovation hub des Bundesgesundheitsministeriums. „Update: Der DiGA Summit findet statt, aufgrund von COVID-19 jedoch als vollständig virtuelles Event“ steht auf der Webseite.
Allerdings bietet sich eine Online-Alternative nicht immer an. So hat z.B. der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft seine Internationale Regulierungskonferenz abgesagt. Wie in dessen Magazin zu lesen ist, sind Unternehmen nur selten gegen Seuchen abgesichert, weil sich die Folgen einer Pandemie schwer kalkulieren lassen.
Zwar gebe es Policen, die Ertragsausfälle aufgrund von Betriebsunterbrechungen abdecken, und auch welche, mit denen sich Veranstalter gegen den Ausfall von Konzerten oder Messen wappnen könnten, erklärt Fabian Konopka, Experte von Funk Versicherungsmakler in Hamburg. Die Produkte deckten jedoch standardmäßig nur Schäden durch Brand, Diebstahl, Sturm oder sonstige Naturgefahren ab.
Wie entscheidet das Gesundheitsamt?
Viele Veranstalter sorgen sich, dass sie auf Kosten sitzen bleiben und in Existenznöte geraten. Das kann durchaus passieren. Wie Dr. Jörg Wernery und
Katharina Müller von der Aachener Kanzlei D H&K mitteilen, kommt es bei Schadenersatzansprüchen darauf an, wer die Veranstaltung absagt. Veranlasst dies der Veranstalter aus Sorge um die Gesundheit der Besucher, haben alle Ticketkäufer Anspruch auf Rückzahlung des Kaufpreises. Aussteller können dann auch verlangen, ihre Standgebühren ersetzt zu bekommen.
Das Bundeswirtschaftsministerium informiert
Medical-Tribune-Bericht