Delir Jeder Zahn zählt
Eine Studie der Universität Leipzig liefert Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Delirrisiko. Forscher untersuchten die Mundgesundheit von 120 geriatrischen Patienten im Alter von durchschnittlich 84 Jahren. Die Hälfte von ihnen war an einem Delir erkrankt (Nursing Delirium Screening Scale ≥ 2). 30 % der Teilnehmer waren zahnlos, eine Parodontitis lag bei zwei Dritteln vor. Die Karieserfahrung bewegte sich bei 70 % im mittleren bis hohen Bereich, schreiben Linda Gleibs-Koch vom Universitätsklinikum Leipzig und Kollegen. Delirante Patienten hatten im Durchschnitt noch acht Zähne, in der Kontrollgruppe waren es elf.
Risiko stieg um 4,6 % pro Zahnlücke
Während sich für die beiden Indikatoren Karieserfahrung und Parodontitis kein Zusammenhang ergab, deuteten alle Daten auf eine umgekehrt proportionale Verbindung zwischen Zahnzahl und Delirrisiko hin: Jeder verlorene Zahn erhöhte dieses um 4,6 %. Vollständig zahnlose Patienten hatten ein mehr als 2,6-faches Risiko, an einem Delir erkrankt zu sein. Hinweise auf einen Zusammenhang mit Mangelernährung fanden sich nicht.
Die Zahnzahl der Patienten kann demnach als Indikator für eine Delirentwicklung dienen, heißt es im Fazit der Studie. Ob es auch einen ursächlichen Zusammenhang gibt, bleibt bislang unklar. Die Wissenschaftler empfehlen eine regelmäßige orale Untersuchung für ältere Patienten und sehen insbesondere eine komplette Zahnlosigkeit als Anlass dafür, regelmäßig auf ein Delir hin zu screenen.
Quelle: Gleibs-Koch L et al. Z Gerontol Geriat 2023; DOI: 10.1007/s00391-023-02203-1