Geschlecht beeinflusst Augengesundheit Den Blick für genderspezifische Risiken schärfen

Autor: Sabine Mattes

Frauen- und Männeraugen unterscheiden sich im anatomischen Aufbau. Frauen- und Männeraugen unterscheiden sich im anatomischen Aufbau. © deagreez – stock.adobe.com

Die Gendermedizin ist mittlerweile auch in der Augenheilkunde angekommen. In einer Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gewährt Prof. Dr. Maya Müller vom Institut für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie in Zürich einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand.

Frauen- und Männeraugen unterscheiden sich im anatomischen Aufbau, erklärt die Expertin. Bei Frauen sind die Augen in der Regel kleiner und haben engere Vorderkammerwinkel. Dies trägt teilweise zu einer zwei- bis viermal so hohen Anfälligkeit für das Engwinkelglaukom bei. Auch andere Augenerkrankungen wie der graue Star oder eine endokrine Orbitopathie kommen häufiger vor. Letztere steht oft in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, von denen Frauen häufiger betroffen sind. Kennzeichnend für das weibliche Auge ist ebenfalls eine dünnere und empfindlichere Hornhaut – möglicherweise hormonbedingt und ein potenzieller Grund dafür, dass Frauen häufiger als Männer unter trockenen Augen leiden. Dies wirkt sich wiederum auf die Verträglichkeit von Kontaktlinsen aus.

Kontraste zeigen sich auch in der Behandlung. Frauen reagieren zwar empfindlicher auf Medikamente, sind aber gewissenhafter in der Anwendung. Die Folge: Therapien wirken besser bei ihnen und sie benötigen z. B. bei einer altersabhängigen Makuladegeneration weniger Kontrolltermine.

Durch die Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden können Behandlungsstrategien und Patientensicherheit verbessert werden, summiert die Ophthalmologin. Im klinischen Alltag setzten sich genderdifferenzierte Ansätze bislang aber nur schleppend durch. Entsprechende Richtlinien seien dringend erforderlich. Die Forschung sei jedoch hierzu noch nicht weit genug fortgeschritten. In Zukunft ließe sich durch den Einsatz von KI die Auswertung möglicherweise präzisieren.

Quelle: Pressemitteilung – Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft