Dermatologische Einsatzgebiete der optischen Kohärenztomographie
Die optische Kohärenztomographie (OCT) arbeitet über niedrige Laserenergie im Infrarotbereich von 1300 nm. „Wir können damit ungefähr bis in die mittlere Dermis hineinschauen“, berichtete Professor Dr. Julia Welzel von der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Augsburg. Die Auflösung liegt unterhalb von 10 µm, schafft es aber nicht bis in den zellulären Bereich. Die OCT kann daher nur strukturelle Veränderungen darstellen. Einordnen lässt sich die Methode dementsprechend zwischen hochfrequentem Ultraschall und konfokaler Lasermikroskopie.
Vorteile des Verfahrens sind, dass es weder Kontaktgel oder eine Vorbereitung der Hautstelle benötigt noch Nebenwirkungen zu erwarten sind. Die Bildgebung erfolgt in Echtzeit, betonte die Referentin. Über eine dynamische OCT lassen sich mittels Bewegungsanalyse sogar Blutgefäße darstellen. Somit sind u.a. atypische Tumorgefäße eines malignen Melanoms zu erkennen. Ein wichtiges Einsatzgebiet, auf das 70 % der Nutzung in ihrer Praxis entfallen, ist die nicht-invasive Diagnostik, erläuterte Prof. Welzel, da sich dadurch Biopsien vermeiden lassen – die Therapiekontrolle komme an zweiter Stelle.
Anhand der OCT-Aufnahme ist es z.B. möglich, zwischen Basalzellkarzinom (BCC) und einer aktinischen Keratose zu unterscheiden. Auch der BCC-Subtyp lässt sich damit bestimmen (s. Abbildungen). Spezifität und Sensitivität des Verfahrens in der Diagnostik des BCC liegen bei > 70 % und > 90 % und damit über den Werten der klinischen Untersuchung und der Auflichtmikroskopie alleine.
Unter die Haut schauen und Muster erkennen
Die Tumorzellverbände des BCC erkennt man in der Aufnahme als signalarme, ovoide Nester mit dunklem Randsaum, die von hellem Stroma umgeben sind. Die Epidermis ist abgeflacht, Teleangiektasien kann man als kleine dunkle Löcher sehen. Eine aktinische Keratose sieht anders aus: In diesem Fall sind Hornschicht und Epidermis verdickt, oft sieht man auch weiße Streifen in der Hornschicht, so die Referentin. In Abgrenzung zum Plattenepithelkarzinom erscheint die dermoepidermale Junktion bei der aktinitischen Keratose intakt. Beim Plattenepithelkarzinom werden zudem helle Bereiche deutlich, bei denen es sich um Hornzysten handelt.
Anhand der Aufnahmen „kann man auch gleich entscheiden, welche Therapieoption man am besten wählt“, führte Prof. Welzel weiter aus – also z.B., ob eine OP notwendig ist oder man topisch behandeln kann. Die OCT lässt sich auch einsetzen, um die Tumordicke und dessen laterale Ausdehnung zu erfassen, um z.B. Resektionsränder ausreichend weit auszuwählen. In diesem Zusammenhang erweisen sich herkömmliche Silber-Lackmarker von Vorteil, die einen Schatten im OCT-Bild erzeugen und auf der vertikalen Ebene eine 1:1-Übertragung der Abgrenzung ermöglichen, so Prof. Welzel. Wählt sie eine nicht-chirurgische Herangehensweise, wie die Therapie mit Imiquimod oder einem ablativen Laser, setzt sie die OCT in ihrer Praxis dazu ein, um den Erfolg zu kontrollieren.
Man kann damit auch die Hautqualität messen
Das Einsatzgebiet muss aber nicht immer onkologisch sein. So lassen sich auch die Hornschicht- und Epidermisdicke messen sowie Porendichte, Hautrauigkeit und Hautalterungsphänomene erfassen, z.B. zur Quantifizierung von Therapieeffekten. Auch zur Kontrolle des Krankheits- bzw. Therapieverlaufs bei der Psoriasis kann das Verfahren sinnvoll sein. Parakeratosen und Neutrophilen sind in den Aufnahmen als kleine Partikel in der Hornschicht zu sehen.
Quelle: DERM 2020 online