Präzisere Bildgebung ermöglicht genauere Risikoabschätzung
Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) ist momentan das empfindlichste Verfahren, um zum Beispiel ein Prostatakarzinom abzubilden, erläuterte Professor Dr. Heinz-Peter Schlemmer, DKFZ Heidelberg. Sie liefert nicht nur anatomische sondern auch funktionelle Informationen über den Tumor.
So kann mit der mpMRT die Anatomie, die Zelldichte und die Durchblutung des Tumors analysiert werden. „Diese funktionellen Untersuchungen zusammen erlauben uns also die sogenannten Cancer Hallmarks darzustellen“, erläuterte Prof. Schlemmer. Das macht eine genauere Risikoabschätzung und auch eine gezielte Stanzbiopsie möglich. Die Grenzen der Methode sieht er bei der Detektion kleiner Metastasen.
Mit vereinten Kräften zu noch mehr Präzision
Um auch diese Strukturen zu identifizieren, wird die mpMRT mit der Positronenemissionstomographie (PET) kombiniert. Diese Hybridbildgebung zählt momentan zu den „Hot Topics“ der Nuklearmedizin, betonte Professor Dr. Bernd J. Krause, Universitätsklinikum Rostock. Durch die hohe Empfindlichkeit der PET und die Nutzung von spezifischen Radiotracern können selbst sehr kleine Tumoren sichtbar gemacht und lokalisiert werden.
In der S3-Leitlinie Prostatakarzinom sei die PET-CT mittlerweile als Untersuchung beim biochemischen Rezidiv empfohlen um eine spezifische Diagnostik zu garantieren, hob Prof. Krause hervor. Auch Einsatzmöglichkeiten für die Therapie werden momentan in Studien getestet. Hier sollen Betastrahler wie
177Lutetium gezielt Tumorzellen zerstören.
Weg vom Gießkannenprinzip mit molekularer Pathologie
Die molekulare Pathologie trägt dazu bei, in der Krebsbehandlung weg von einem Gießkannenprinzip hin zu einer Präzisionstherapie zu kommen, schilderte Professor Dr. Christoph Röcken, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Für den Einsatz von zielgerichteten Medikamenten etwa beim
Darmkrebs,
Bronchialkarzinom oder
Malignen Melanom ist die Mutationsanalyse des Tumorgewebes daher längst Standard.
Anders die Situation bei den neuen Immuncheckpoint-Inhibitoren gegen PD-1 oder PD-L1. Hier fehlen noch zuverlässige Biomarker, mit denen sich ein Ansprechen gut vorhersagen lässt. Aus Sicht von Prof. Röcken bemerkenswert ist daher das Ergebnis einer retrospektiven molekulargenetischen Studie: Bei Patienten mit einer hohen Mutationslast im Tumor waren Immuncheckpoint-Inhibitoren eher wirksam als bei Patienten mit niedriger Mutationslast. Ob die Mutationslast ein valider Biomarker ist, muss nun laut dem Experten in weiteren Studien überprüft werden.
Versorgungsqualität und zertifizierte Krebszentren
Angesichts der Komplexität von Krebserkrankungen ist Interdisziplinarität, Behandlungserfahrung und eine Ausrichtung an den Empfehlungen aktueller onkologischer Leitlinien gefragt, erläuterte Professor Dr. Peter Albers, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Eben dies sind Kernforderungen für die Organkrebszentren und Onkologischen Zentren mit einer Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft.
Dass eine Behandlung in Krebszentren zu besseren klinischen Ergebnissen führen kann, belegt eine auf dem Krebskongress vorgestellte Analyse bei über 25.000 Patienten mit Prostatakarzinom, so Prof. Albers: Patienten, die ihre Anschlussheilbehandlung nach radikaler Prostatektomie in einem zertifizierten Zentrum absolvierten, hatten weniger Kontinenzprobleme als Patienten aus nicht-zertifizierten Zentren. Zudem konnten die Patienten schneller wieder aus der Anschlussheilbehandlung entlassen werden.