MODY-Variante Diabetes durch einzelnen Gendefekt?

Diabetes Kongress 2024 Autor: Maria Weiß

Bislang sind 14 unterschiedliche MODY-Varianten bekannt, die auf einzelne Genmutationen zurückgehen. Bislang sind 14 unterschiedliche MODY-Varianten bekannt, die auf einzelne Genmutationen zurückgehen. © Jezper - stock.adobe.com

Hinter einem MODY-Diabetes stecken seltene monogene Erkrankungsformen, die häufig nicht erkannt oder falsch behandelt werden. Welche genetischen Tests sind sinnvoll?

Der Name MODY (Maturity-onset diabetes of the young) ist historisch begründet, da man ihn anfangs für eine besonders früh auftretende Form des Typ-2-Diabetes hielt. Heute kennt man eine Vielzahl dahinterstehender genetischer Defekte und spricht auch von monogenetischem Diabetes (MD).

Von 1.000 Diabetespatienten haben etwa ein bis zwei einen MODY, erklärte Prof. Dr. Robert Wagner vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Bei den unter 30-Jährigen mit Diabetes liegt die Prävalenz deutlich höher. Daran denken sollte man immer bei einem neonatalen Diabetes, positiver Familienanamnese und bei einem in jungen Jahren auftretenden Diabetes, der weder die typischen Kriterien des Typ-1- noch des Typ-2-Diabetes erfüllt. Die Wahrscheinlichkeit für einen MODY lässt sich mithilfe von Online-Rechnern abschätzen (s.u.). Auch wenn inzwischen 15 Gendefekte bekannt sind, sollte man sich bei einer genetischen Diagnostik erst einmal auf die wichtigsten beschränken:

GCK (MODY 2)

Hier ist die Glukokinase betroffen, die auch als Glukosesensor in den Betazellen fungiert. Die Insulinsekretion ist etwas reduziert, was zu einer leichten Hyperglykämie vor allem im Nüchternzustand führt. Diese harmlose Veränderung führt nicht zu Spätkomplikationen, eine Therapie ist nicht erforderlich.

HNF1A (MODY 3)

Die Rolle des hepatischen Transkriptionsfaktors bei der Betazellentwicklung ist noch nicht vollständig geklärt. Da auch die Transkription von SGLT2 betroffen ist, haben die Patienten praktisch eine eingebaute Glukos­urie. Therapiert wird mit niedrig dosiertem Sulfonylharnstoff. Die Patienten haben ein hohes makrovaskuläres Risiko trotz niedriger Triglycerid- und Cholesterinwerte. Zusätzliche kardiovaskuläre Risikofaktoren sollten daher konsequent behandelt werden.

HNF1B (MODY 5)

Dieser hepatische Transkriptionsfaktor reguliert u.a. die Nierenentwicklung. Menschen mit diesem Gendefekt haben oft zusätzlich eine Tubulopathie, Nierenzysten und eine Pankreashypoplasie. Es handelt sich häufiger um eine De-Novo-Mutation, die Familienanamnese ist oft unauffällig.

MIDD (mitochondrial diabetes and deafness)

Diese vierthäufigste monogene Diabetesursache ist gekennzeichnet durch eine mitochondriale Enzephalomyopathie mit Laktatazidose und Schlaganfall-ähnlichen Episoden (MELAS). Etwa 20 % entwickeln einen Diabetes. Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, hängt von der Anzahl der betroffenen Mitochondrien ab. Auf den typischen MD-Panels ist diese Form meistens nicht enthalten, daher muss man sie bei Verdacht gesondert anfordern.

KCNJ11/ABCC8

Bei Gain-of-Function-Mutationen kommt es zu einem permanenten oder transienten neonatalen Diabetes oder zu einem MODY13, der ebenfalls mit niedrig dosierten Sulfonylharnstoffen behandelt wird. Eine Loss-of-Function-Mutation führt zu kongenitaler Hyperinsulinämie.

Diagnostisch könne man sich meist auf diese Formen beschränken, sagte Prof. Wagner. Beginnen sollte man mit einer targeted Next-Generation-Sequenzierung – die teurere und aufwendigere Sanger-Sequenzierung eignet sich eher für einzelne Gene und konkrete Fragestellungen.

Quelle: Diabetes Kongress 2024