Krankheitsentstehung Diabetes durch Herpesviren?
Eine latente Infektion mit Herpesviren erhöht möglicherweise das Risiko, im Laufe des Lebens an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Diesen Schluss ziehen Wissenschaftler aus Ergebnissen der deutschen KORA-Kohorte. Eingang in die Auswertung fanden die Daten von 1.257 Teilnehmern, die bei einer ersten Untersuchung noch unauffällige Resultate im Glukosetoleranztest aufwiesen. Alle waren damals serologisch auf sieben verschiedene Herpesviren getestet worden.
Personen, bei denen sich zu Studienbeginn Antikörper gegen das Herpes-simplex-Virus 2 oder das Cytomegalievirus fanden, wiesen beim Follow-up sieben Jahre später häufiger eine Diabeteserkrankung oder einen Prädiabetes auf. Dieser Zusammenhang bestand unabhängig von potenziellen Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsstand und Raucherstatus, Geschlecht, BMI, Hypertonie und körperlicher Aktivität.
Die Assoziation mit dem positiven Serostatus spricht dafür, dass die im Körper verbleibenden Herpesviren den Glukosestoffwechsel stören können, schreiben Dr. Tim Woelfle von der LMU München und Koautoren. Bislang war bekannt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes vermehrt an viralen Infekten erkranken. Die aktuelle Untersuchung zeigt nun, dass auch der umgekehrte Weg möglich ist und dass bestimmte Virusinfektionen die Entstehung von Prädiabetes und Diabetes fördern könnten.
Quelle: Woelfle T et al. Diabetologia 2022; DOI: 10.1007/s00125-022-05704-7