Die Null im Visier
Todesfälle ganz zu vermeiden, das gelingt schon bei weniger komplexen Erkrankungen nicht. Aber wir können und sollten uns diesem Ziel annähern und die Zahl der Krebstoten drastisch reduzieren.
Wie das geht, zeigt exemplarisch die Vision-Zero-Initiative im Straßenverkehr. Sie breitete sich in den 1990er-Jahren von Schweden über Europa aus und führte dazu, dass wir heute 90 % weniger Verkehrstote haben als vor 40 Jahren. Kern der Initiative war ein völlig neues Denken. Plötzlich wurden Todesfälle nicht mehr als unvermeidbar hingenommen und stattdessen Maßnahmenpakete implementiert, die alle modifizierbaren Risikofaktoren ausschalten oder minimieren sollten.
Jeder Krebstote sollte für uns inakzeptabel sein
Eine solche Herangehensweise brauchen wir auch in der Krebsmedizin. Jeder Krebstote sollte für uns inakzeptabel sein und keine Anstrengung zu groß, wenn sie krebsbedingte Todesfälle vermeiden kann. Auf dem diesjährigen Symposium „Innovations in Oncology“ werden wir detailliert auf diese Thematik eingehen. Bis dahin lesen Sie hier wiederholt über Maßnahmen, die dem Ziel einer Vision-Zero dienen können, und manchmal auch über Hürden, die ihm im Wege stehen – so etwa, wenn die Chancen der Darmkrebs-Früherkennung nicht genutzt werden.
Zuallererst benötigen wir dazu einen gesellschaftlichen Konsens, dass wir in dieser Richtung streben möchten. Sicher – hinter diesem Ziel werden vielleicht auch manche Partikularinteressen zurückstehen müssen. Das Wohl unserer Patienten sollte uns dies aber wert sein.