Reform des eHealth-Gesetzes soll Digitalisierung voranbringen
Warum tut sich Deutschland mit der Digitalisierung im Gesundheitsbereich so schwer?
Professor Dr. Roland Eils: Im Gesundheitswesen dauerte es immer schon etwas länger, bis Innovationen ihren Platz fanden – auch international. In den USA war man vor ein paar Jahren bei der Digitalisierung genauso rückständig wie in Deutschland heute. Dann erließ die Obama-Regierung ein Gesetz, das die Versorger mit Incentives und Sanktionen dazu brachte, die Krankenversorgung zu digitalisieren. Wo immer Nationen diesbezüglich weiter sind als wir, war es ein Top-down-Ansatz, der zum Erfolg führte. So etwas fehlt in Deutschland bislang noch.
Das eHealth-Gesetz …
Prof. Eils: … ist in seiner jetzigen Form nur ein Anfang. Was wir brauchen, ist ein Gesetz, in dem verbindlich vorgeschrieben wird, welche Daten in welcher Form und unter Einhaltung welcher Standards digitalisiert und gespeichert werden, und in dem die Rahmenbedingungen für die Datenverwertung festgelegt sind.
Also ist so bald nicht mit Fortschritten zu rechnen?
Prof. Eils: Wir haben in Deutschland die Gewohnheit, lange zu überlegen, bevor wir uns auf neues Terrain begeben. Wenn wir es aber tun, dann mit hoher Effizienz. Noch vor wenigen Jahren war Deutschland etwa in der medizinischen Genomik ein unbedeutender Standort; heute sind wir mit an der Weltspitze. Wenn erst mal der rechtliche Rahmen steht, können wir auch bei der Digitalisierung zukünftig international Spitze sein.
Wo wird das benötigte Know-how herkommen?
Prof. Eils: In erster Linie aus der Universitätsmedizin, insbesondere aus der Medizininformatik-Initiative. Darin haben sich bundesweit über 30 Kliniken in vier Konsortien zusammengeschlossen, eines davon unter meiner Leitung. In der Initiative haben wir uns auf einheitliche Standards geeinigt, die eine Interoperabilität medizinischer Daten über Sektoren und Standortgrenzen hinweg sicherstellen. Nun wünschen wir uns von der Politik, dass unsere Vorschläge in ein reformiertes eHealth-Gesetz eingehen.