Digitalisierung im Umbruch: Daten nutzen statt nur schützen
Bewertet wurden der politische Rahmen, der Stand der Implementierung von Digital-Health-Lösungen sowie der Umfang der Datennutzung. Bei Letzterem schneiden wir besonders schlecht ab. Der Zug verlässt die Station, aber wir starren noch auf den Fahrplan.
Nicht nur in der Onkologie liefern uns Molekularpathologie, Bildgebung und andere Disziplinen enorme Mengen an Daten. Sie helfen, Pathomechanismen aufzuklären, die Diagnostik zu verbessern und die Behandlung zu individualisieren. Die Digitalisierung kann eigentlich viel dazu beitragen, krebsbedingte Todesfälle zu vermeiden. Was muss sich also ändern?
Ehrlich gesagt stehen wir uns doch mit unserem Sicherheitsbedürfnis und Hang zum Overengineering vermeintlich fehlerfreier Systeme seit etwa zehn Jahren selbst im Weg.
Wir benötigen Rahmenvorgaben, die den Datenschutz wahren, es aber erlauben, Gesundheitsdaten für die Patienten zu nutzen. Das – so der Deutsche Ethikrat wörtlich – überkommene Datenschutzrecht ist mit modernen Datenanwendungen kaum kompatibel. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung bedeutet, dass Patienten ihre Daten selbst nutzen können und ein Recht auf ordentliche Auswertung haben.
Wir müssen aufhören, uns unsere Untätigkeit als Datenschutz schönzureden, bloß weil wir uns als Mediziner vor Transparenz fürchten, weil wir als IT-Professoren mehr Förderung durch ungelöste Probleme erwarten oder weil wir als Führungskraft hoffen, die Rente zu erreichen, bevor wir wirklich etwas ändern müssen. IT und Medizin sind eigentlich in der Lage, ihre Aufgaben zu lösen. Nun ist die Politik am Zug.
Expertenkommentar