
Von Männern und Mäusen Die Therapie der Psoriasis weist bei Frauen und Männern viele Unterschiede auf

In der Dermatologie fehlt es nach wie vor an systematischen Untersuchungen zur Frage der geschlechterspezifischen Unterschiede in der Therapie fehlt. Daher hatte sich das Team um Dr. Sarah Preis von der Technischen Universität München dieser Problematik im Rahmen einer Literaturanalyse angenommen. Aus dem Jahren 2001 bis 2022 erfüllten 83 englisch- und deutschsprachige Untersuchungen die vordefinierten Einschlusskriterien.
Die Mehrheit der Arbeiten bezog sich auf Psoriasis und Psoriasisarthritis, nur jeweils wenige auf verschiedene andere immunvermittelte oder infektiöse Hauterkrankungen sowie Melanome. Aus den Daten konnten die Autorinnen und Autoren daher fast nur für die Psoriasis und Psoriasisarthritis Ergebnisse in Bezug auf die Frage erzielen, inwieweit das biologische (Sex) und soziale Geschlecht (Gender) die Therapie beeinflusst. Die meisten Studien behandelten Biologika, weniger häufig um topische oder konservative Medikamente, wie Methotrexat.
Insgesamt ergaben sich geschlechterspezifische Differenzen für verschiedene Aspekte der Psoriasis-Therapie:
- Medikamentenwahl: Frauen erhielten häufiger als Männer Topika, wie Halobetasol. Systemtherapien, wie Methotrexat, wurden bei ihnen hingegen eher seltener, kürzer und mit einer niedrigeren kumulativen Dosis durchgeführt.
- Therapiebeginn: Ärztinnen und Ärzte warteten bei Frauen nach der Diagnosestellung vergleichsweise länger mit dem Start einer systemischen Therapie.
Als eine mögliche Ursache hierfür führen die Autorinnen und Autoren um Dr. Preis an, dass Männer bei der Diagnose einer Psoriasis häufiger bereits sehr starke Beschwerden aufweisen, die eine systemische Therapie rechtfertigen. Außerdem fehlt vielen Wirkstoffen die offizielle Zulassung während der Schwangerschaft, Acitretin und Methotrexat sind bei Schwangeren auch komplett kontraindiziert was insbesondere bei jungen Frauen einen Einfluss auf das Verschreibungsverhalten zu haben scheint.
Bei den Biologika ergab sich ein uneindeutiges Bild: Einer Studie zufolge erhielten beispielsweise Frauen unter 50 Jahren seltener Biologika als gleichaltrige Männer, während sich dieses Verhältnis im Alter umkehrte. Dies lässt sich möglicherweise mit bestehenden Kontraindikationen erklären, aber auch mit Unsicherheiten und fehlendem Wissen in Bezug auf Risiken im Fall einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit. Wie sich bei der Analyse der Adhärenz ergab, blieben Frauen bei der Therapie mit Biologika weniger adhärent als Männer; topische Medikamente wendeten Frauen dagegen konsequenter an.
In vielen Studien ließ sich die Psoriasis bei Frauen insgesamt weniger erfolgreich therapieren als bei Männern, zudem erlitten Patientinnen häufiger unerwünschte Nebenwirkungen. Mögliche pathophysiologische Ursachen hierfür sind die erhöhte Immunogenität und proinflammatorische Effekte der weiblichen Geschlechtshormone, was v.a. die Therapie mit TNF-Inhibitoren negativ beeinflussen könnte. Wahrscheinlich spielt auch eine evtl. zu hohe Dosierung vieler Medikamente bei Frauen eine Rolle – schließlich haben Dosisfindungsstudien, ebenso wie viele andere Studien auch, meist eine deutliche Männerdominanz. Gleichzeitig scheinen Frauen auch etwas anspruchsvoller gegenüber der Therapieoutcomes zu sein.
Grundsätzlich sieht das Autorenteam Forschungsbedarf. Ziel sei es, ähnlich wie bereits in der Kardiologie auch in der Dermatologie das soziale und biologische Geschlecht (im Deutschen meist gleichbedeutend genutzt) zu berücksichtigen und eine abgestimmtere Therapie zu erreichen. Möglicherweise sollten sich daraus zukünftig sogar neue Leitlinien ergeben.
Quelle: Preis S et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2024; doi: 10.1111/jdv.20256