Anämie durch Läuse Dieser Blutsauger kommt selten allein
Nora Rudd von der School of Medicine der University of California in San Francisco und ihre Kollegen sind der Frage systematisch nachgegangen.
Sie verglichen in zwei dermatologischen Kliniken die Hämoglobinkonzentrationen von Patienten mit und ohne Lausbefall. Dabei stellten sie für die Auswertung jedem der 27 Läuseträger drei Kontrollen ohne die kleinen blutsaugenden Parasiten gegenüber.
Nachdem die Wissenschaftler eventuelle Störfaktoren berücksichtigt hatten, stellten sie tatsächlich fest, dass die Läuse ziemlich kräftig saugten: Der Hämoglobinspiegel von Befallenen lag um mehr als zwei Prozentpunkte unter dem von Nicht-Befallenen (10,4 g/dl gegenüber 12,9 g/dl).
Anschließend legten die Forscher die Grenzen für eine Anämie bei einem Hämoglobinwert von 12 g/dl (Frauen) bzw. 13 g/dl (Männer) fest. Nach diesen Schwellenwerten litten mehr als zwei Drittel der Infestierten unter einer Blutarmut, während es bei den lausmäßig Gesunden nur knapp die Hälfte war (70 % vs. 47 %).
Und als sich die Kollegen ihre Studienteilnehmer noch genauer anschauten, zeigte sich, dass 85 % der Patienten mit Lausbefall Obdachlose waren. Das passt zu den bekannten Risikogruppen, schreiben sie. Zu diesen gehören Menschen ohne Zugang zu sauberen Waschgelegenheiten sowie psychisch und/oder physisch Kranke, die sich im Alltag nicht allein versorgen können, aber trotzdem keine Betreuungsperson haben, die sich um sie kümmert.
Anämie als systemische Komplikation bewerten
In Anbetracht der zunehmenden Zahl Obdachloser sind weitere Untersuchungen überfällig, betonen die Studienautoren. Es fehlt an klinischen Empfehlungen, um das Risiko für einen Lausbefall sowie dessen anämische Komplikationen zu reduzieren oder ganz zu stoppen. Auch Verantwortliche im öffentlichen Gesundheitswesen müssen für die Entwicklung spezifischer Maßnahmen mit ins Boot geholt werden.
Quelle: Rudd N et al. JAMA Dermatol 2022; DOI: 10.1001/jamadermatol.20022.0818