Weitreichende Folen von Divertikulose Divertikulose geht mit erhöhtem Risiko für verschiedene Tumoren einher

Autor: Sabine Debertshäuser

Menschen mit Divertikulose weisen ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten au Menschen mit Divertikulose weisen ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten au © IconArt - stock.adobe.com

Menschen mit Divertikulose weisen ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten auf – erstaunlicherweise aber nicht für Darmkrebs.

Ob eine Divertikelerkrankung das Risiko für Malignome außerhalb des Dickdarms erhöht, war Gegenstand einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie. Die Forschenden um Frederikke Troelsen vom Universitätsklinikum Aarhus werteten hierfür nationale dänische Gesundheits- und Verwaltungsregister aus. Basis waren mehr als 200.000 Fälle neu aufgetretener Divertikelerkrankungen, die zwischen 1978 und 2019 erfasst worden waren.

Während des Beobachtungszeitraums von bis zu 20 Jahren entwickelten 20.498 Menschen mit Divertikulose ein invasives Karzinom. Das absolute Krebsrisiko im Divertikulosekollektiv innerhalb von ein bis zwanzig Jahren nach der Diagnose betrug unter Berücksichtigung des konkurrierenden Sterberisikos 18,8 %.

Um die Krebsinzidenz von Menschen mit Divertikeln mit der Krebsrate in der Allgemeinbevölkerung zu vergleichen, wendete das Studienteam das standardisierte Inzidenzverhältnis (SIR) an. Bei Menschen mit Divertikelkrankheit war das Risiko für die meisten Krebsarten erhöht, eine Ausnahme bildete das Kolonkarzinom (SIR 0,75). Nach der Diagnose stieg insbesondere die Gefahr für Krebserkrankungen der Lunge, der Bronchien und der Luftröhre (SIR 1,20) sowie der Nieren (SIR 1,27). Chirurgisch behandelte Divertikelpatientinnen und -patienten hatten die höchsten absoluten Risiken für tabakassoziierte Krebserkrankungen und Lymphome.

Weniger Darmkrebs durch regelmäßige Koloskopien

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht die Divertikulose, sondern wahrscheinlich die Prävalenz zahlreicher Risikofaktoren bei den Betroffenen ein erhöhtes Krebsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mit sich bringt, schreiben die Expertinnen und Experten. Das verringerte relative Risiko für Darmkrebs führen sie auf die Tatsache zurück, dass an Divertikulose Erkrankte sich häufiger einer Koloskopie mit Polypektomie unterziehen. 

Quelle: Troelsen FS et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2024; 22: 2107-2116; doi:10.1016/j.cgh.2024.02.024