Erhöhtes Darmkrebsrisiko durch Darmpolypen in der Familie

Autor: Dr. Judith Lorenz

Bei Patienten mit mehr als einem Verwandten mit Darmpolypen ist das Darmkrebsrisiko noch größer. Bei Patienten mit mehr als einem Verwandten mit Darmpolypen ist das Darmkrebsrisiko noch größer. © tussik – stock.adobe.com

Enge Angehörige von Patienten mit Darmkrebs haben ein erhöhtes Risiko, selbst ein Karzinom zu entwickeln. So weit, so bekannt. Doch auch Polypen in der Familienanamnese scheinen das Krebsrisiko zu beeinflussen.

Nicht nur Darmpolypen des Patienten, sondern auch von Familienangehörigen erhöhen das Risiko, ein kolorektales Karzinom (CRC) zu entwickeln, berichten Professor Dr. ­Mingyang Song­, Harvard T. H. Chan School of Public Health, Boston, und Kollegen. Dabei hatten Kinder und Geschwister von Patienten, bei denen im Rahmen einer Endoskopie benigne Darmtumoren entfernt wurden, offenbar häufiger bereits im Alter unter 50 Jahren – also vor der Grenze für das Koloskopiescreening – ein malignes Karzinom.

Wahrscheinlichkeit für CRC bis zu 70 % erhöht

Im Rahmen ihrer Registerstudie werteten die Forscher Daten von 68 060 schwedischen CRC-Patienten sowie von 333 753 Probanden aus. Dabei stellten sie fest, dass Verwandte ersten Grades von Patienten mit Darmpolypen ein um 40 % höheres Risiko für ein Karzinom aufwiesen.

Eine um 70 % erhöhte Wahrscheinlichkeit hatten Personen mit mehr als einem Verwandten mit Polypbelastung sowie die, deren Angehörige bereits im Alter unter 50 Jahren Polypen entfernt bekommen hatten. Zudem verdreifachte sich bei mehr als zwei Angehörigen mit einer Polypdiagnose die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs im Alter unter 50 Jahren. Die Forscher fordern, darüber nachzudenken, bei Kindern und Geschwistern von Patienten mit kolorektalen Polypen den Beginn des Darmkrebsscreenings vorzuverlegen.

Quelle: Song M et al. BMJ 2021; 373: n877; DOI: 10.1136/bmj.n877