Darmkrebs: Gastrointestinale Symptome bei Jüngeren ernst nehmen
Ein 40-Jähriger hatte sich mit drückenden Bauchschmerzen und Erbrechen in der Notaufnahme einer Klinik vorgestellt. Die Erstdiagnose der dortigen Ärzte lautete „beginnende Gastroenteritis“. Bei der Zweitvorstellung drei Tage später ohne Besserung wurde dann eine Magenspiegelung durchgeführt und eine akute Gastritis diagnostiziert.
Bei der dann folgenden Wiedervorstellung in der Notaufnahme der Asklespios Klinik Altona waren die Beschwerden des Mannes unverändert. Auslandsaufenthalte, Fieber und Diarrhö verneinte er, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und andere chronische Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Die Laborwerte waren bis auf ein erhöhtes CRP und eine leichte Leukozytose weitgehend unauffällig, berichtet Dr. Dr. Nursel Saritas von der dortigen Klinik.
Die dann durchgeführte abdominelle Sonographie ergab einen hochgradigen Verdacht auf einen stenosierenden Prozess der linken Kolonflexur und einen schmalen intrahepatischen Aszitessaum. Die Abdomen-CT bestätigte: Der Patient hatte einen mechanischen Dünn- und Dickdarmileus, bedingt durch ein Karzinom der linken Kolonflexur über 5 cm. Auch eine Infiltration in das umgebende Fettgewebe war nachweisbar.
Steigende Inzidenz bei unter 40-Jährigen
Noch am selben Tag erfolgte ein chirurgischer Notfalleingriff. In der histopathologischen Untersuchung entpuppte sich der Tumor als mäßig differenziertes Adenokarzinom mit Infiltration in das Fettgewebe, Invasion in die Lymphgefäße und Lymphknotenbeteiligung.
Mit seinen 40 Jahren befindet sich der Patient weit unterhalb der Altersschwelle für die Früherkennung – zumal auch eine familiäre Belastung verneint wurde. Das mittlere Erkrankungsalter beim Kolonkarzinom liegt zwar zwischen 70 und 75 Jahren. Allerdings erkranken in den letzten Jahren in den Industrieländern immer häufiger auch junge Menschen daran. Nach Daten des US-Krebsregisters ist die Inzidenz bei den 20- bis 39-Jährigen seit Mitte der 1980er-Jahre um 1–2 % pro Jahr angestiegen, bei den 40- bis 54-Jährigen um 0,5–1 % pro Jahr. Noch ausgeprägter ist dieser Trend beim Rektumkarzinom.
Die Ursachen vermuten die Autoren, gerade bei jüngeren Menschen, im Lebensstil. Bekannte Risikofaktoren für das kolorektale Karzinom, wie Adipositas, ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und der Verzehr von verarbeitetem roten Fleisch, fordern ihren Tribut. Für den Arzt bedeutet dies, gastrointestinale Symptome bei jüngeren Menschen ernst zu nehmen und auch hier die Differenzialdiagnose Darmkrebs im Hinterkopf zu haben, so die Autorin.
Quelle: Saritas N. Hamburger Ärzteblatt 2020; 74: 24-25
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