Untere gastrointestinale Blutungen – genug Zeit für die Koloskopie-Vorbereitung
Nichts überstürzen – so lautete die wichtigste Botschaft von Dr. Georg Braun, III. Medizinische Klinik am Universitätsklinikum Augsburg. Bei Blutungen aus dem unteren Gastrointestinaltrakt muss man nur selten notfallmäßig koloskopieren. Metaanalysen und Reviews zeigten, dass die frühe Spiegelung binnen 24 Stunden keine Vorteile gegenüber einer gut vorbereiteten, späteren Endoskopie bringt. Als Ausnahmen gelten Hochrisikopatienten mit anhaltender Blutung. Warnzeichen, dass der Kranke zu dieser Kategorie von Patienten gehört, sind
- Tachykardie, Hypotension
- abweichender mentaler Zustand
- Komorbiditäten
- Divertikulose oder Angioektasie in der Anamnese
- erhöhtes Kreatinin
- Anämie
- Einnahme von Antithrombotika
- Alter über 60 Jahre
Bei hämodynamisch instabilen Patienten mit Verdacht auf eine aktive Blutung sollte eine CT-Angiographie erfolgen, erklärte Dr. Braun.
Kommt die endoskopische Untersuchung nicht infrage, lässt sich die Quelle der Hämorrhagie nicht ermitteln oder blutet es so exzessiv, dass die Sicht bei der Koloskopie eingeschränkt wird, kann eine endovaskuläre Intervention weiterhelfen. Die CT-Angiographie ist in diesen Fällen unverzichtbar, betonte Dr. Riccardo Inchingolo, Interventioneller Radiologe vom Ospedale Generale Regionale F. Miulli in Acquaviva delle Fonti. In früheren Zeiten lag die Rate ischämischer Komplikationen nach diesen Interventionen bei etwa 30 %. Dank verbesserter Techniken und Materialien ließ sie sich auf 0–20 % senken.
Quelle: United European Gastroenterology Week Virtual 2020